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AvD Motorsport - AvD Histo-Monte
Historischer Motorsport - 13.02.2024 - 3min. Lesezeit

AvD-Histo-Monte

Das Wetter hatte es mit der diesjährigen Austragung der AvD-Histo-Monte wirklich nicht gut gemeint.

24. AvD-Histo-Monte 2024

  • Entscheidung über Sieg und Platz fällt erst auf den letzten Prüfungen
  • Dauerregen setzt den Teams zu und spornt sie zugleich an
  • Walter Röhrl fährt auf Audi Sport Quattro S1 E2 am letzten Tag mit

Das Wetter hatte es mit der diesjährigen Austragung der AvD-Histo-Monte wirklich nicht gut gemeint: Praktisch regnete es zweieinhalb Tage ohne Pause. Dennoch schafften es die allermeisten Teilnehmer mit ihren Autos von Rothenburg ob der Tauber bis ans Mittelmeer, nur acht Starter vielen bis zum Ziel im Hafen des Fürstentums Monaco aus der Wertung. Spannend wie selten ging es zudem auf den Spitzenplätzen der Gesamtwertung zu. Erst auf den letzten Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP) fiel die Entscheidung über Sieg und Platz. Am Ende konnte sich das Team Andreas Zuhnemer und Rolf Pellini mit ihrem Renault 5 Alpine Turbo gegen die Zweitplatzierten Reinhard Siegmeier und Erwin Becher auf BMW 528i sowie Jens Herkommer und Maik Poppe durchsetzen, die im Skoda 130 LR auf Platz drei einliefen. Das Highlight des letzten Fahrtags waren aber für Teilnehmer, wie auch für die zahlreichen Zuschauer am Start der finalen Schleife zweifelsfrei der Meister und das Biest.

Der Original-Quattro, den Walter Röhrl 38 Jahre nach der Rallye Monte Carlo zum ersten Mal wieder entert, steht da, als wäre er gerade erst ins Ziel der Ausgabe von 1986 gerollt. Bei dem „Über-Auto“ hat man damals wie heute auf alles geachtet. Auch Dichtungen sind natürlich vorhanden, doch die Leichtbautüren schließen nie perfekt und die Scheiben beschlagen. Es ist Sonnenaufgangszeit, als Röhrl durch die Straßen von Cannes in Richtung Berge röhrt – theoretisch. Auch um halb neun Uhr morgens herrscht praktisch noch Finsternis, über der Blumenstadt Grasse hängt dichter Nebel, über die Straßen laufen Sturzbäche. Doch Röhrl fühlt sich im Audi Sport Quattro S1 E2, so die offizielle Bezeichnung, sofort pudelwohl. „Ich musste nicht einmal nachdenken, wo welche Schalter sind, das ist schon ein komisches Gefühl nach so vielen Jahren. Da steigst du ein und weißt sofort wieder alles.“

Leider kommt nach dem Regen am Vortag heute die Sintflut. Es sind keine Pfützen, durch die sich das Feld über legendäre Monte-Prüfungen wie den Col de la Sinne oder den Col de Bleine arbeiten, es sind Furten. Aber wie hatte am Vortag ein Teilnehmer gesagt: „Super. Das ist mal richtig Rallyefahren.“ Die schroffen Berge des Departments Alpes Maritimes verlieren auch bei anthrazitfarbenem Himmel nichts von ihrer Wildheit und Brachialität – ganz im Gegenteil. Die Teilnehmer staunen nicht nur über senkrechte Felswände und tiefe Schluchten, schmalste Sträßchen und flache Mäuerchen, sondern auch über braune Wassermassen, die sich durchs Var-Tal und das Tal der Vesubie ziehen und donnernde Wasserfälle wie der hinter der hübschen Kapelle Madame de la Menour, die sich unterhalb von Moulinet seit über 300 Jahren auf ihren einsam in der Landschaft ragenden Fels klammert. Ein Dutzend Fans hat sich eingefunden, sie verpassen die Dramen des Tages, die sich nur wenige Kilometer oberhalb und unterhalb abspielen.

Oben ist ein Felsbrocken auf die Straße geplumpst, der die beiden rechten Reifen des Röhrl-Quattro hinrichtet. Schon zuvor war der Mercedes 190E 2.3-16 von Michael Becker und Johannes Burger mit einem Plattfuß gestrandet. Die Besatzung tritt umgehend den Rückweg zum Hotel an, wo sie auf die Ausgefallenen des Vortages trifft, die heute einen Wellness-Tag einlegen. Bei Röhrl sind die Audi-Mannen schnell am Schauplatz und ziehen zwei neue Michelin Alpine auf. Wenige Kilometer unterhalb scheidet der schöne Gruppe-A-Lancia Delta Integrale von Karsten Helber und Timo Donati mit einem Frontschaden aus.

Es ist eine Verschwörung. Wenige Minuten zuvor hatten die Behörden in Monaco im Rallye-Büro durchgeklingelt und die Zieleinfahrt am Kreuzfahrt-Kai abgeblasen. Im Fürstentum herrsche neben Regen auch noch Sturm. Fahrtleiter Peter Göbel handelt einen Kompromiss aus: Das Ziel bleibt in Monte Carlo, der aufblasbare Zielbogen bleibt im Transporter. Das ist das einzig wirklich Traurige an dieser besonderen AvD-Histo-Monte: Die tapferen Helden, die sich durch schwerstes Wetter durchgekämpft haben, können sich nicht vor der mondänen Kulisse, großer Yachten und teurer Apartmenthäuser verbrüdern, aber das wird später im Hotel nachgeholt.

„Ich sag mal: Keine Dramen“, verkündet Andreas Zuhnemer, als er im Ziel aus seinem Renault 5 Turbo steigt. Bei einem Klassement, bei dem die besten drei innerhalb von einer Handvoll Strafpunkten liegen, ist schwer zu sagen, ob es gut lief. Im Auto des Vorjahressiegers Jens Herkommer verbreitet Co Mike Poppe keinen Optimismus: „Mal geht der Trip perfekt, mal nicht.“ Die nach eigener Einschätzung eher maue Abschlussrunde beenden die Drittplatzierten tatsächlich einen Hauch schwächer als die beiden Teams vor ihnen, und damit bleibt der Skoda 130 LR auf Rang drei. Beim Kopf-an Kopf-Rennen um die Spitze kassieren Reinhard Siegmeier und Erwin Becher mit 30 Strafpunkten neun mehr als das Renault-Duo an der Spitze, und damit ist die Schlacht geschlagen: Zuhnemer und Pellini heißen mit 152 Strafpunkten die neuen Sieger der AvD-Histo-Monte.

Der beste Mann des letzten Tages ist ein anderer: Veit König verteidigt bei seiner allerersten Gleichmäßigkeitsveranstaltung Rang vier als Tagesbester mit nur 16 Strafpunkten, abzüglich Streichresultaten sogar nur 12 Miesen. Auch wenn er das Treppchen knapp um 12 Punkte verpasst, fühlt sich der Mann aus Tschopau als Gewinner. Er hat sich zum 60. Geburtstag (noch keinen Monat her) gewünscht, dass der große Walter Röhrl mal in seinem kleinen Auto Platz nimmt. Der Lange faltet sich mit fast 77 Jahren erstaunlich behände in den Suzuki Swift.

Röhrl ist selbst bester Laune. Der Quattro ist super gelaufen. „Ich hab‘ mich gefreut wie ein kleines Kind“, sagt er im Ziel. Florian und Michael aus Horb sind am Vortag ins Flugzeug gesprungen, um Röhrl und den Quattro zu sehen. Sie haben ein drei Meter breites Transparent mit einer Kollage von Röhrls vier Monte-Siegen vorbereitet, das sie in der Schlucht von Aiglun ausgebreitet haben und das der Doppelweltmeister bestaunt: Auf dem überlebensgroßen Foto lacht der ewige Grantler herzhaft. Dann zeigt Röhrl zum Himmel und sagt: „Guck mal, die Sonne kommt raus.“

Rückblick 23. AvD-Histo-Monte 2022

Bei strahlendem Frühlingswetter rollt die 23. AvD-Histo-Monte 2022 mit strahlenden Gesichtern in den Hafen von Monte Carlo ein. Auch wenn sich nur das Duo Jens Herkommer und Werner Neugebauer im historischen Skoda 120 L als Gesamtsieger feiern lassen kann, als Sieger fühlen sich am Abschlusstag alle, die dabei waren.

Es ist, als wollten sich die Seealpen entschuldigen. Erklären, dass jenes unterirdische Wetter mit Regen, Schnee und Nebel vom Vortag nur ein unglückliches Versehen gewesen ist. 17 Grad misst das Thermometer im italienischen Bajardo, zur letzten Mittagspause haben sich einige gar an die Tische draußen gesetzt. So hat man bei Lasagne und Cappuccino im legendären Ristorante Dall’ Ava auch einen viel besseren Blick auf das bunte Treiben. Stolze 65 von 69 Autos rollen auf den Vorplatz. Zum Finale geht es dann nach Italien. Schon in der Vergangenheit waren einige ligurische Prüfungen durchaus schon Schauplätze von Grenzübertritten der regulären Rallye Monte Carlo, zweitens sieht die Topographie samt verschnörkeltem Wegenetz jenseits der Grenze auch nicht anders aus. Baiardo, Pigna, Colle Langan, San Romolo, Perinaldo, das sind große Namen der Rallye San Remo.

Diesen Tag wollte sich auch Walter Röhrl nicht entgehen lassen. Er kam mit einem Porsche aus der Garage von Diez-Classic in den Süden, um sich auf eine Zeitreise zu begeben. Die Restaurations-Profis rund um Rafael Diez haben im letzten Jahr seinen Porsche-Siegerwagen von der Bavaria-Rallye 1970 detailgetreu wieder aufleben lassen und Röhrl hatte sichtlich viel Spaß. „An jeder zehnten Kurve fällt mir eine Geschichte ein.“ Die AvD-Histo-Monte schrammt am Monte Ceppo entlang, wo Röhrl zu gemeinsamen Opel-Zeiten dem großen Franzosen Jean-Pierre Nicolas ordentlich eine mitgab: „Vier Minuten. Da hat er aber geschaut.“ Aber nicht weit von hier auf dem Weg nach Perinaldo hat 1984 auch der Regensburger nicht schlecht gestaunt, als ihm ein über die Straße laufender Bach den Sport Quattro unterm Hintern wegzog und seine Trümmer über 100 Meter verteilte. Es war der schwerste Unfall in der Karriere des zweifachen Weltmeisters.

Auch die Siegerehrung hatte es in sich. Bei der letzten Ausgabe war es Ex-Rallye-Weltmeister Massimo „Miki“ Biasion, der den letzten Tag mit seiner Lancia Fulvia Safari unter die Räder nahm, in diesem Jahr kam Röhrl nach 2017 schon zum zweiten Mal an die Cote d’Azur. Doch bei der abschließenden Siegerehrung zauberte die Organisation mit dem Finnen Ari Vatanen einen zweiten Weltmeister auf die Bühne, die TOP-10 nahmen ihre Pokale daher gleich von zwei Weltmeistern entgegen. Und weil man das 40-jährige Jubiläum vom Röhrl’schen Monte Carlo Sieg im Ascona 400 mit den Teilnehmern gebührend feiern wollte, sendeten Biasion und auch der achtfache Weltmeister Sebastien Ogier der Veranstaltung und dem Champion Röhrl per Video ihre ganz persönlichen Glückwünsche.

Und weil es zum Optimismus keine Alternative gibt, sagt das Orga-Team rund um Peter Göbel an dieser Stelle: Wir sehen uns gerne wieder im Jahr 2024, dann bei der 24. AvD-Histo-Monte.

Weitere Informationen finden Sie hier:

AvD-Histo-Monte

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