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Ein älterer Mann poliert seinen Oldtimer
Pressemitteilung - 28.03.2023 - 4min. Lesezeit

Winterschlaf vorbei: So wird der Oldtimer fit für die Saison

Der Kalender und die Meteorologen sind sich einig: Der Frühling ist da! Der AvD gibt Tipps für den Start in die neue Klassik-Saison.

  • AvD gibt Tipps für den Start in die neue Klassik-Saison
  • Sicherheitsrelevante Arbeiten besser an Fachwerkstätten vergeben
  • Probefahrt mit Funktionsprüfungen als finaler Check

Der Kalender und die Meteorologen sind sich einig: Der Frühling ist da! Und schon bald wird sich auch das Wetter mit den ersten schönen Sonnentagen und milden Temperaturen an die praktische Umsetzung der für viele Menschen schönsten Jahreszeit machen. Dann gibt es für die Freunde klassischer Automobile kein Halten mehr und drängen ins Freie zur ersten Ausfahrt. Im Vorfeld erfordert die betagte Fahrzeugtechnik, nach der langen Standzeit während der Wintermonate, jedoch einiges an Aufmerksamkeit. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) gibt Tipps, wie der Start in die neue Oldtimer-Saison nicht zum Pannenfall wird.

Gute Planung und strukturiertes Vorgehen sind das A und O

Alles beginnt mit einer gründlichen Bestandsaufnahme. Erst danach macht es Sinn, dem automobilen Schatz mit Werkzeug und Lappen auf den Leib zu rücken. Der Check des Zustands erfolgt durch das Abarbeiten folgender Fragen:

-    Zeigt die Karosserie Schadstellen?
-    Wie sehen die Bremsen aus?
-    Gibt es Undichtigkeiten?
-    Sind die Leitungen und Schläuche okay?
-    Was macht die Batterie?
-    Wie ist es um Zustand und Alter der Bereifung bestellt?

Gerade bei klassischen Autos lässt sich immer etwas finden. Daher sollten die festgestellten Schwachstellen schriftlich auf einer Liste festgehalten und anschließend priorisiert werden. Die für den Betrieb und die Fahrsicherheit unerlässlichen Punkte erhalten die höchste Wichtigkeit, Maßnahmen zur Verbesserung von Optik und allgemeinem Zustand rangieren entsprechend nachgeordnet.

Kontrolle von Betriebsflüssigkeit und Schmierstoffen

Nach der ersten Inaugenscheinnahme des optischen Zustands des Klassikers, beginnt die Prüfung der Technik mit den Betriebsflüssigkeiten und Schmierstoffen. Ist der Füllstand ausreichend? Wie ist der Zustand von Motoröl und Bremsflüssigkeit? Bei Automatikfahrzeugen ist zudem eine Kontrolle des Getriebeöls angeraten. In jedem Fall gilt: Bei dunkler Verfärbung oder starkem Geruch lieber den entsprechenden Betriebsstoff ersetzen, denn die akkurate Wartung reduziert mittelfristig den Verschleiß und beugt zumeist größeren Garagenaufenthalten während der Saison vor.

Hatte der Klassiker mehr als sechs Monate keinen Auslauf, ist ohnehin ein Wechsel von Öl und Bremsflüssigkeit angeraten, weil diese mit Kondenswasser verunreinigt sein können. Beim Ölwechsel den Ölfilter nicht vergessen.

Einbereichsöle für Klassiker die erste Wahl

Die Wahl der richtigen Öl-Sorte wird im Wesentlichen durch das Alter des Fahrzeugs bestimmt. Vor 1960 enthielten Motoröle kaum nennenswerte Reinigungsstoffe und verfügen daher weder über ausgeprägtes Dispergier- noch Detergiervermögen. Ab Beginn der 1970er-Jahre wurden bereits entsprechende Substanzen zugemischt, allerdings in deutlich geringerem Umfang als bei modernen Motorölen üblich. Hat das eigene Fahrzeug einen älteren, nicht aufgearbeiteten Motor, sind deshalb oft Ablagerungen vorhanden, die von modernen Ölen mit hoher Reinigungswirkung abgelöst werden. Gelangen diese Partikel dann in den Schmierfilm, besteht die akute Gefahr eines Motorschadens.

Aber auch ältere Motoren, die keine Ablagerungen aufweisen, sollten nicht mit modernen, sehr dünnflüssigen Mehrbereichsölen arbeiten müssen. Weil nämlich ihre mechanischen Teile in der Regel deutlich größere Toleranzen aufweisen, kann es auch in diesen Fällen zu einem Schmierfilmabriss kommen. Einbereichsöle sind für klassische Automobile daher unbedingt die bessere Wahl.

Bei Leckagen ist Gefahr in Verzug

Besondere Aufmerksamkeit ist der Bremsflüssigkeit zu widmen. Diese ist bekanntlich hygroskopisch, also wasseranziehend. Allein schon durch Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit kann der in der Bremsflüssigkeit gelöste Wasseranteil ein Niveau erreichen, dass deren Betriebssicherheit nicht mehr gegeben ist. Wer für die Zustandsprüfung der Bremsflüssigkeit nicht extra in eine Werkstatt fahren will, bekommt im Internet eine eigene Prüfspindel.

Ist am Ende der Winterpause ein Verlust an Bremsflüssigkeit festzustellen, ist Gefahr in Verzug: Eine penible Kontrolle des gesamten Bremssystems einschließlich aller Leitungen ist nun dringend angeraten, um mögliche Leckagen ausfindig zu machen.
Und weil die Bremsen ein ganz zentrales Sicherheitsfeature eines jeden Fahrzeugs sind, sollten Bremssättel und Beläge zum Saisonstart zumindest einer Sichtkontrolle unterzogen werden. Die Behebung eventueller Auffälligkeiten gehört ganz nach oben auf die Prioritätenliste.

Kühlwasser, Servolenkung und Schmiernippel nicht vergessen

Weiter geht es mit der Kontrolle des Kühlwassers. Das ist nach einer Kontrolle des Füllstands gegebenenfalls aufzufüllen. Frostschutzmittel ist nicht nur für das thermische Wohlbefinden des Motors von zentraler Bedeutung, sondern wirkt auch gegen Korrosion. Beim Nachfüllen ist darauf zu achten, dass der Ausgleichsbehälter nur bis zur entsprechenden Markierung oder wenn die fehlt, allenfalls bis zur Hälfte gefüllt wird, da der Behälter im Fahrbetrieb unter Druck gesetzt wird und ein zu hoher Füllstand zu Schäden führen kann.

Die Servolenkung ist bei etlichen Young- und einigen Oldtimermodellen ein gängiges Ausstattungsmerkmal. Auch hier sollten die Hydraulikflüssigkeit und vor allem die Servopumpe vor der ersten Ausfahrt einer Sichtkontrolle unterzogen werden. Bei den meisten älteren Fahrzeugen mit dezentraler Schmierung gilt es nun, sich den vorhandenen Schmiernippeln, etwa an Antriebswelle, Gelenken oder Lagern mit der Fettpresse zu widmen. Dabei unbedingt die Schmierpläne des Herstellers beachten. Denn: „Wer gut schmiert, der gut fährt.“ Und nicht vergessen auch die Schlösser und Scharniere, sowie die Laufschienen von Schiebedächern mit einem Tropfen Öl oder etwas Fett zu bedenken.

Als Nächstes kommen die Stecker der Zündkerzen an die Reihe. Erstere werden abgezogen, um anschließend die Kerzen herauszuschrauben, um sie auf Schmutz (Verkokung) oder Rost zu prüfen. Verrußte Kontakte lassen sich vorsichtig mit einer feinen Drahtbürste reinigen, während Fühllehren für die Überprüfung des Diodenabstands unerlässlich sind. Auch die Ummantelungen und die Befestigungen von Kabeln und Kabelbaum sollten bei der Gelegenheit einer genauen Sichtprüfung unterzogen werden. Sind Defekte erkennbar, empfiehlt der AvD, mit dem Austausch eine Fachwerkstatt zu beauftragen. Einstellungsarbeiten an Motorlauf, Vergaser und Zündung sollten sich nur sehr versierte Schrauber zutrauen.

Beleuchtung und Elektrik des Fahrzeuges

Der Beleuchtung ist gerade bei Oldtimern erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Hier geht es weniger darum, selbst zu sehen, sondern vielmehr ums „gesehen werden“. Denn im Vergleich zu den Lichtsystemen moderner Autos, ist die Strahlkraft von Oldtimer-Scheinwerfern und –Rückstrahlern geradezu funzelig und der Ausfall eines Beleuchtungselements verschlechtert die Sichtbarkeit des Klassikers überproportional. Der AvD empfiehlt aus diesem Grund am besten vor jeder Ausfahrt die Lichtanlage auf ihre Funktion zu prüfen. Scheinwerfergläser auf Sprünge und blinde Stellen untersuchen. Auch die Halterungen und Dichtungen des Scheinwerferkörpers gehören zum Check. Des Weiteren sollten auch Heizung und Lüftung nicht unbeachtet bleiben. Wenn die funktionieren, sorgen sie nicht nur für gute Sicht, sondern auch für Behaglichkeit.

Reifen immer kontrollieren

Ein weiterer zentraler Punkt des Oldtimer-Checks zum Saisonstart ist die Bereifung. Zunächst gilt es, die Reifen auf Beschädigungen zu kontrollieren. Die geringeren Fahrleistungen von Oldtimern sorgen hingegen dafür, dass Reifenverschleiß kaum ein Thema ist. Das deutlich größere Problem ist der unvermeidliche Alterungsprozess des Gummis. Wenn der Gummi aushärtet, büßt er an Elastizität und damit Haftkraft ein, was speziell bei feuchter Fahrbahn zu einem spürbaren Verlust an Seitenführung und erheblich längeren Bremswegen führt. Spätestens alle sieben Jahre ist deshalb rundum eine neue Bereifung fällig, auch wenn die Pneus noch „gut“ aussehen.
Außerdem kann zu geringer Reifendruck während längerer Standzeit im Winterquartier zu sogenannten „Standplatten“ führen. Ob ein Austausch erforderlich ist, klärt sich bei einer Probefahrt, für die zunächst der Reifenluftdruck auf den Maximalwert gebracht werden sollte. Bleibt auch nach einigen Kilometern das holprige Fahrgefühl erhalten, sind neue Pneus fällig.

Historische Fahrzeuge sind oft mit heutzutage nicht mehr gängigen Reifentypen, wie etwa Diagonalreifen oder auch nicht mehr gängigen Reifengrößen unterwegs. Der Reifenkauf kann somit zur Herausforderung werden. Es gibt jedoch Hersteller, die Sonderserien mit neuer Konstruktion, aber klassischer Optik in entsprechenden Größen auflegen. Diese Pneus sind allerdings zumeist teurer als moderne Standardreifen. Ist der Klassiker mit Weißwandreifen ausgestattet, helfen bei der Reinigung nicht zu grobe Topfreinigungskissen, Neutralseife oder eine Reinigungsmilch fürs Baden. Bei hartnäckigem Schmutz vorsichtig nasses Schleifpapier mit 180er Körnung verwenden.

Unbedingt Probefahrten einplanen

Sind alle Arbeiten erledigt, folgt die Probefahrt. Die hilft nicht nur versteckte Mängel zu entdecken, sondern auch sich wieder an die Fahreigenschaften des Oldtimers zu gewöhnen. Wichtiger Punkt: Den Geradeauslauf testen. Läuft das Auto aus der Spur und erfordert permanente Lenkkorrekturen, sollte ein Fachmann das Fahrwerk überprüfen. Das gilt ebenso bei verzögerten Reaktionen auf Lenkbewegungen. Bremst das Fahrzeug ungleichmäßig und bewegt sich aus der Spur, sind Arbeiten an den Bremsen erforderlich. In diesem Zusammenhang auch die Handbremse nicht vergessen, denn durch Temperaturschwankungen während der Standzeiten kann sich der metallene Bremszug längen. Das Nachstellen des Hebelwegs oder der Austausch des Zugs schafft Abhilfe.

Oldtimer-Fahrer, die alle Punkte abarbeiten und die Probefahrt ohne Beanstandungen absolvieren, können entspannt und voller Vorfreude der Oldtimer-Saison 2023 entgegensehen.

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