AvD Fahrbericht: Opel Insignia Sports Tourer GSI
Alles, was Sie über den Opel Insignia Sports Tourer GSI 2.0 Direct Injection Turbo wissen müssen, haben wir hier für Sie in diesem Fahrbericht zusammengefasst.
Opel hat Mitte 2020 sein Spitzenmodell Insignia neu überarbeitet vorgestellt. Das vom Hersteller selbst so genannte „Flaggschiff“ ist mit neuentwickelten Motoren bestückt. Die Triebwerke sind sowohl mit Benzin als auch mit Diesel angetrieben, auf Effizienz und Sparsamkeit getrimmt. Nominell ist der stärkste Benzinmotor sogar mit weniger PS und Drehmoment unterwegs als das Vorgängermodell. Beim AvD gefahren wurde der „Sports Tourer GSI 2.0 Direct Injection Turbo“ mit 169 kW (230 PS) und 4x4 Allradantrieb sowie 9-Stufen-Automatikgetriebe.
Auftritt
Optisch fallen der breite Kühlergrill mit der beidseitigen Chromleiste, wegführend vom „Blitz“-Symbol, und die fast senkrechten Blenden der Lufteinlässe auf. Der Insignia macht schon von außen nicht den Eindruck eines kleinen Fahrzeuges. Lang gezogen, dynamisch sind die Begriffe, die beim ersten Anblick assoziiert werden können. Der Wagen steht sicher und fest auf der Straße. Die keilförmigen Scheinwerfer bis in die Seiten hinein - auch die Heckleuchten haben ein ähnliches Design - geben den Eindruck von Breite. Mit eingeklappten Spiegeln 1.941 mm, ausgeklappt 2.093 mm. Die Ausführung als „Sport Turer“ mit Heckklappe ist beachtliche 4.986 mm lang. Als „Grand Sport“ mit Kofferraum ist der Insignia mit 4.897 mm fast 9 cm kürzer. Die Kombiausführung ist auch 5 cm (1.500 mm) höher als die Limousine (1.455 mm).
Antrieb
Für den Insignia sind die erwähnten neuen Verbrennungsmotoren mit drei und vier Zylindern verfügbar. Eine Elektrifizierung mit Hybridantrieb ist seitens des Herstellers für das Modell nicht vorgesehen. Die unter WLTP-Bedingungen gemessenen Verbräuche und Schadstoffmengen halten in allen Motorenvarianten die aktuell geltende Euro-6d-Norm ein. Bemerkenswert sind eine Gewichtsersparnis von bis zu 50 kg bei den kleinen Dreizylinder-Dieselmotoren und die Zylinder-Abschaltung bei den Zweiliter-Otto-Triebwerken. Diese Technik setzt Opel hier zum ersten Mal ein.
Die 2020 verschärften EU-Normen zur Erreichung von Klimaschutzzielen und Einhaltung von Schadstoffgrenzen dürfte auch der Grund für Opel gewesen sein, auf eine weitere Leistungssteigerung der Motoren gegenüber der vorherigen Modellgeneration zu verzichten. Die EU schreibt den Herstellern die Einhaltung von Flottengrenzwerten für den CO2-Ausstoss der verkauften Fahrzeuge vor. Überschreiten die Firmen mit ihren verschiedenen Modellen diesen festgelegten Wert, werden für jedes Gramm CO2 über dem Normwert Strafzahlungen fällig.
Die ebenfalls neuen reibungsarmen Getriebe sind dazu passend auf Leistungseffizienz und Fahrkomfort ausgelegt. Angeboten werden Sechsgang-Schaltgetriebe, Acht- und Neungang-Automatikgetriebe.
Technische Daten des Opel Insignia Sports Tourer GSI 2.0 Direct Injection Turbo
Fahren
Beim AvD im Einsatz war der Sports Tourer mit GSi-Motorisierung. Der Benziner hat viel Durchzug und kommt trotz des ordentlichen Gewichts gut auf Touren. Beim Tritt auf das Gaspedal ist kein Turboloch spürbar. Sowohl an der Ampel als auf Landstraßen und beim Überholen auf der Autobahn ist die Beschleunigung vom niedrigen bis in den höheren Drehzahlbereich gut. Dabei könnte die Getriebeübersetzung der 9-Stufen-Automatik etwas feinnerviger abgestimmt sein. Gefühlt dreht der Motor trotz des zurückhaltend gedrückten Gaspedals ein wenig zu hoch vor den Gangwechseln. Man kann die Gänge alternativ manuell per Schaltwippen am Lenkrad wählen. In der Gesamtbetrachtung wirkt die Antriebseinheit harmonisch.
Bei Volllast ist ein kerniges Verbrennergeräusch im Innenraum zu hören. Die Dämmung ist insgesamt passabel, könnte aber bezogen auf die ebenfalls wahrnehmbaren Abrollgeräusche bei Autobahntempo besser sein.
Gute Straßenlage durch "Torque Vectoring" und adaptives Fahrwerk
In der GSi-Variante hat der Insignia einen zuschaltbaren Allradantrieb an Bord. Der ist mit „Torque Vectoring“ ausgestattet. An der Hinterachse ersetzen dabei zwei Lammellenkupplungen das herkömmliche Differential. Das dient zur schnelleren Übertragung der Antriebskraft gezielt auf jedes der beiden Hinterräder. Der höhere Kraftanteil wird immer an das kurvenäußere Rad gegeben. Der Wagen stabilisiert sich dadurch schneller und bleibt einfacher beherrschbar. Das Fahrzeug untersteuert nicht so schnell, ist in jeder Fahrsituation und Straßenlage spurtreu und liegt fühlbar gut auf der Straße.
Dazu trägt auch das adaptive Fahrwerk bei. Stoßdämpfer, Lenkung und der Druck auf das Gaspedal zusammen mit den Schaltpunkten der Automatik passen sich sofort der vorhandenen Fahrsituation an. Die Bremsanlage ist ebenfalls in dieses Regelsystem eingebunden und steuert so Bremsdruck und -moment präzise mit ein. Die mit den elektronischen Regelkreisläufen verbundene Traktionskontrolle (Opel nennt das „TCplus“), geht über das Standard-ESP hinaus. Im nur beim GSi verfügbaren „Competition-Mode“ ist für sportlich ambitionierte Fahrer auch das ESP abschaltbar.
Die Fahrmodi „Normal“, „Tour“ und „Sport“ lassen sich per Taste voreinstellen. Unebenheiten werden weitgehend abgefedert. Einen geringen Komfort bei langsamer Geschwindigkeit vermeidet, wer entweder “Normal“ oder „Tour“ drückt. Der Insignia ist trotz seiner Länge wendig. Es stellt sich auf kurivigen Strecken ein agiles Fahrgefühl ein.
Zahlreiche Assistenz-Systeme an Bord
Die Insignia-GSi-Modelle haben viele nützliche Assistenz-Systeme ab Werk verbaut. Darunter ein Geschwindigkeitsregler mit ACC und ein Frontkollisionswarner; die automatische Gefahrbremsung ist im Rahmen eines Zusatzpaketes zu haben. Fußgängererkennung, ein Spurhalteassistent sowie eine Verkehrszeichenerkennung und Einparkhilfen („Parkpilot“) sind in der Serienausführung ebenfalls mit dabei.
Zusätzlich wählbar ist ein Baustein mit digitaler Rückfahrkamera, Rückfahr- und Spurwechsel-Assistent für etwas über € 1.000,-. Wer sich vom eigenen Fahrzeug beim Einparken durch Lückenerkennung und Lenkeinschlagunterstützung über den „Parkpilot“ hinaus unterstützen lassen will, legt noch einmal rund € 350,- dazu. Im „Innovation-Paket“ erhält man ein vor dem Lenkrad in der Frontscheibe sehr gut sichtbares Head-Up-Display neben einem adaptiven Geschwindigkeitsregler der dritten Generation mit automatischer Gefahrenbremsung für € 1.350,-.
Stadionhelles Licht
Das im Opel Insignia vorhandene adaptive IntelliLux LED® Pixel Licht hat eine unglaublich hohe Lichtausbeute. Die Fahrer bekommen die Fahrbahn und die Bereiche daneben sehr hell ausgeleuchtet – Opel nennt das „Stadionhell“. Jeder Scheinwerfer verfügt über 84 einzeln angesteuerte LED-Elemente, insgesamt 168. Die Lichtführung der Scheinwerfer ist aufgrund der Sensorik und Software sehr schnell und präzise. Bei verbesserter Sicht wird zudem vermieden, die vorausfahrenden oder entgegenkommenden Verkehrsteilnehmer zu blenden. Das „IntelliLux LED® Pixel- Lichtsystem gehört nach den Eindrücken beim Fahren mit an Bord, ist aber nur bei den GSi-Modellen und in bestimmten Varianten Serienausstattung. In jedem anderen Modell eingebaut sind LED-bestückte Scheinwerfer und Leuchten.
Behaglichkeit
Nicht erst seit der neuesten Insignia-Generation setzt Opel auf die Zielgruppe der Viel- und Dienstwagen-Fahrer, denen einiges geboten wird. Die gediegen hochwertige Verarbeitung ist zu sehen und zu fühlen. Man sitzt gut und bequem hinter dem Lenkrad und auf den anderen Sitzen mit viel Raum um sich herum. Fahrer und Beifahrer nahmen auf ergonomischen Aktiv-Sitzen, die von der Aktion Gesunder Rücken (AGR) zertifiziert sind, Platz. Alle Fahrer lobten deren Komfort und wie die Positionen an verschiedenen Punkten eingestellt werden konnte. Die AGR-Bestückung mit teils elektrischen Einstellmöglichkeiten vorne ist Serienbestandteil in den GSi-Modellen. Sitzheizung, Massagefunktion und die Lederausstattung sind aufpreispflichtig.
Das Platzangebot im Wagen ist riesig, auch große Passagiere auf der Rückbank haben genügend Platz für die Beine. Das Maß und der Raum für mögliche Zuladung bei umgeklappten Rücksitzen im gefahrenen Insignia GSi Sports Tourer mit Heckklappe sind beeindruckend. Es entsteht eine Ladefläche von gut zwei Metern Länge, exakt 2.005 mm laut Opel. Die Breite beträgt dabei maximal 1.451 mm, an den Radkästen 1.030 mm. Der entsprechende Längenwert ist für den Grand Sport mit 1.940 mm notiert, bei identischen Breiten. Auch das Ladevolumen ist mehr als ordentlich: zwischen 560 l und 1.665 l beim GSi Sports Tourer sowie von 490 l bis 1.450 l beim GSi Grand Sport (nach ISO 3832 angegeben). Die Ladefläche des Sports Tourer ist eben ohne Ladekante, mit Schienen und Haken für Befestigungssysteme. Das Angebot an Ablagen rund um die Sitze ist ebenfalls reichlich.
Das GSI-Cockpit ist mit einem acht-Zoll-Display ausgestattet, einen ebenso großen Bildschirm weist Multimedia-Gerät in der Mittelkonsole auf. Das Mediadisplay ist für den Fahrer gut einsehbar. Die Anzeigen sind insgesamt übersichtlich und funktional angeordnet. Das Lenkrad ist groß, liegt gut in der Hand und ist mit den üblichen Wippen und Stellknöpfe für die Assistenz- und Media-Funktionen und einer Heizung ausgestattet.
Die Menüführung des Bordcomputers ist verständlich und überzeugt. Im Kombiinstrument sind verschiedene Infos und Ansichten per Daumendruck vom Lenkrad aus einstellbar. Das Navigationsgerät hat eine übersichtliche Grafik, die Routenführung mit Sprachausgabe und Einspielung von aktuellen Verkehrsinformationen funktioniert tadellos. Im GSi ist ein vollständiges Multimedia-Paket installiert: Bluetooth für Audiostreaming und Einbindung des eigenen Smartphones (Apple CarPlayTM und Android AutoTM) sowie ein harmonisch abgestimmtes Soundsystem mit Lautstärkeanhebung sind darin enthalten. Ebenfalls nützlich die Ablage für kabelloses Laden in der Mittelkonsole (€ 135,-).
Die oben angesprochenen Assistenzsysteme arbeiten im Hintergrund nahezu fehlerfrei. Die Verkehrszeichenerkennung klappt ohne große zeitliche Verzögerung gut. Angenehm ist, dass der eingeschaltete Spurhalteassistent neben optischer und akustischer Warnung das Lenkrad sanft Druck aufbaut und nicht ruckt. Die angezeigten Einparkhilfen für den Raum vor dem Wagen und die Rückfahrkamera sind sehr nützlich. Wegen der Rundung der Motorhaube und der Länge des Fahrzeuges nach hinten sind die Fahrzeuggrenzen praktisch nicht zu sehen. Die Spiegel sind präzise einstellbar.
Portemonnaie
Opel bietet zwei Grundversionen des Insignia an: eine Limousine (Grand Sport) oder einen Kombi (Sports Tourer). Unter der Bezeichnung „Insignia Business“ sind zwei hochwertige Ausstattungslinien verfügbar: „Business Edition“ und Business Elegance“; die beiden GSi-Insignia, die ebenfalls Viel- und Geschäftsfahrer ansprechen sollen, haben vieles davon bereits eingebaut. Für alle anderen Modelle weist die Preisliste insgesamt sechs Ausstattungslinien auf. Die Preise der verschiedenen Insignia-Modelle, erstreckt sich von € 31.790,- für den 1,5 Liter Diesel mit 6-Gang-Handschaltung bis € 47.555,-, die für den 2.0 Lieter Diesel mit 8-Stufen-Automatik.
Das oben gelobte „IntelliLux“-Licht ist in einem „Innovations-Paket 1“ lediglich bei vier Linien („Elegance“, Ultimate, GS Plus, Business Elegance) buchbar. Ähnliche Beschränkungen sind auch für andere bereits genannten Sonderausstattungen festzuhalten, etwa rückenschonende ergonomische Sitze, Head-Up-Display und erweiterte Fahrassistenten. Auch das „Keyless Open & Start“-System, steht nicht für alle Linien zur Verfügung.
Wer seinen Insignia als Zugfahrzeug für einen Anhänger verwenden will, ist gut beraten, die Anhängevorrichtung ab Werk (Zusatzkosten: € 850,-) einbauen zu lassen. Die je nach Modellvariante unterschiedliche Anhängelast ist in diesem Fall deutlich höher als bei nachträglicher Anbringung.
Bei den GSi-Modellen stehen zwei Grundpreise fest: € 49.725,- für den Grand Sport und € 50.975,- für den Sports Tourer. Beide Varianten sind mit umfangreichen Ausstattungen versehen, die manche Wünsche abdecken dürften. Aber auch hier sind interessante Features nur zusätzlich zu ordern. Der Testwagen beim AvD kam mit Extras wie Head-Up-Display und adaptive Geschwindigkeitsregelung (€ 1.350,-), Lederpolster (€ 1.400,-), dem eingebauten Bose Sound Paket (€ 890,-) und Rückfahrkamera (Park & Go Paket für € 1.030,-) auf rund € 55.000,- als Endpreis.
Den Verbrauch gibt Opel nach WLTP mit 8,5 bis 8,7 Litern auf 100 Kilometern an, bei einem CO2-Ausstoss von 193 bis 198 Gramm pro Kilometer. Die Fahrer beim AvD legten 1.862 Kilometer mit dem GSI Sports Tourer zurück. Die Normangaben zum Verbrauch wurden mit 10,49 Litern Benzin auf 100 Kilometern deutlich verfehlt. Wer flott unterwegs sein will, muss mit solchen Größenordnungen beim Benziner rechnen. Geht man moderat mit dem Gaspedal um, sind einstellige Kraftstoffwerte möglich, die aber immer noch über den WLTP-Angaben liegen dürften.
Fazit
Insgesamt stellt Opel ein Fahrzeug vor, dass ein hochwertiges Qualitäts- und Materialniveau aufweist. Ein großer Pluspunkt aller Insignia ist der viele Platz und der auf allen Sitzen. Beim Sports Tourer kommt das enorme Zuladevolumen hinzu, welches für Geschäftsleute und Dienstwagenfahrer interessant ist. Die Fahrleistungen sind für ein Fahrzeug dieser Größe überdurchschnittlich. Der Allradantrieb gibt vor allem auf Landstraßen Stabilität und sorgt für eine gute Straßenlage. Beschleunigungsvermögen und Fahrverhalten sind neben den unterstützenden Assistenzsystemen ebenfalls Argumente für den Langstreckeneinsatz. Gerade dafür sollte man sich auch die Dieselmodelle anschauen. Mit einem Dieselmotor lässt sich der Durchschnittsverbrauch ohne Einbußen beim Fahrkomfort senken. Unter dem Strich erhält man viel Fahrzeug für sein Geld.
(H. E.)
Veröffentlicht am 25.04.2022 in Rund ums Auto.
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