AvD fordert Bundesregierung zu sanfter Energiewende im Verkehr auf
Der AvD fordert kurz vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 die Parteien auf, über eine sanftere Energiewende und alternative Kraftstoffe nachzudenken.
- Verbrenner und Hybride machten 2024 86 Prozent aller Neufahrzeuge aus
- E-Mobilität nicht der einzige Weg zu CO2-Neutralität
- Alternative Kraftstoffe können Klimabilanz zeitnah aufbessern
Die vom Verband der Automobilindustrie (VDA) veröffentlichten Zulassungszahlen sind deutlich: Von den gut 2,8 Mio. Fahrzeugen, die im letzten Jahr in Deutschland neu zugelassen wurden, waren über 52 Prozent reine Verbrenner (Benzin oder Diesel). Nimmt man Hybride hinzu, da sie nicht ohne herkömmlichen Antrieb auskommen, steigert sich der Wert gar auf 86 Prozent Marktanteil. Lediglich 13,5 Prozent der Neufahrzeuge sind rein elektrisch. Das reale Kaufverhalten zeigt, dass die ambitionierten Ziele der Energiewende ohne staatliche Förderung (Umweltbonus lief 2023 aus) kaum zu schaffen sind. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) fordert daher kurz vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 die Parteien auf, über eine sanftere Energiewende und alternative Kraftstoffe nachzudenken.
Der Weg zur CO2-Neutralität muss nicht ausschließlich über batterieelektrische E-Autos führen. Auch für den weiteren Einsatz von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren bieten sich einige umweltfreundliche Möglichkeiten an. Bio-Diesel (HVO) und E-Fuels können den CO2-Fußabdruck der Bestandsflotte deutlich reduzieren. Beim Bio-Diesel geht man von bis zu 90 Prozent aus. Wird bei der Produktion der synthetischen Kraftstoffe Strom aus erneuerbaren Energien verwendet, sind E-Fuels sogar klimaneutral. Ein Problem sind dabei allerdings noch die Kosten: Bei HVO geht man aktuell von einem Aufpreis von mehr als zehn Cent pro Liter Kraftstoff aus. E-Fuels galten lange Zeit als zu teuer, doch günstigere Produktionskosten für regenerativen Strom sowie eine mögliche Massenherstellung könnten in den nächsten Jahren für Literpreise unter 2 Euro sorgen. Das heißt im Umkehrschluss: Wer bereit ist, an der Tanksäule etwas mehr zu bezahlen, kann dafür auch mit seinem Verbrenner nahezu klimaneutral sein!
Japanische Autobauer einen Schritt weiter
Porsche betreibt seit Mitte 2023 in Chile eine Versuchsanlage mit Windkraft produzierten E-Fuels und BMW liefert neuerdings Diesel-Neufahrzeuge werksbetankt mit HVO aus. Während deutsche Autohersteller erst allmählich den Wert der Alternativ-Kraftstoffe erkennen, suchen asiatische Konzerne bereits seit einiger Zeit nach Optimierungen für Verbrennungsmotoren. Die sogenannte japanische Motoren-Allianz aus Mazda, Subaru und Toyota arbeitet gemeinsam an der Entwicklung einer neuen Motorengeneration. Der Einsatz von CO2-neutralen Kraftstoffen, wie E-Fuels, Bio-Diesel oder flüssigem Wasserstoff, wird hier längst als wichtiger Beitrag gesehen, um die Klimabilanz zu verbessern.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Fahrzeughalter hätten keine Not, sich kurzfristig mit einer Neuanschaffung zu beschäftigen.
- Das technische Knowhow im Kfz-Service bliebe nahezu gleich.
- Die bestehende Infrastruktur könnte weiterhin genutzt werden.
- Die Umweltsteuer würde entfallen, da durch den Einsatz alternativer Kraftstoffe kein CO2 ausgestoßen wird.
- Das erklärte Aus für Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2035 könnte unnötig, bzw. verschoben werden.
- Und das Wichtigste: Das Erreichen der Klimaziele wäre weitaus realistischer.
AvD Präsident Lutz Leif Linden: „Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgase bis zum Jahr 2030 um mindestens 65 Prozent zu reduzieren und bis 2045 klimaneutral zu sein. Die Realität auf Deutschlands Straßen zeigt aber, dass auch in den nächsten Jahren weiterhin Verbrenner die meistgenutzten Fahrzeuge sind. Die Klimaziele können aus unserer Sicht also nur erreicht werden, wenn wir auch über Möglichkeiten nachdenken, wie die Bestandsflotte umweltneutraler werden kann. Daher setzt sich der AvD für die Weiterentwicklung und Förderung von alternativen Kraftstoffen ein und fordert von der neu zu wählenden Bundesregierung hier ein Umdenken!“
Veröffentlicht am 24.01.2025 in Rund ums Auto.