
Darf man US-Präsident Trump als Vorbild nehmen?
US-Präsident Donald Trump hat die Abgasvorschriften des Bundesstaats Kalifornien gestoppt.
- Stopp des Verbrenner-Aus in den USA lässt dortige Autoindustrie aufatmen
- Wettbewerbsnachteile der EU werden vermutlich größer
- Technologieoffenheit als Chance für klimaneutrale Verbrenner-Pkw
Die Nachricht kam nicht überraschend und hat doch für sehr viel Wirbel gesorgt: US-Präsident Donald Trump hat die Abgasvorschriften des Bundesstaats Kalifornien gestoppt. Das Programm, dem sich 15 weitere US-Staaten angeschlossen hatten, sah vor, dass ab 2035 nur noch batteriebetriebene oder Hybrid-Fahrzeuge verkauft werden sollten. Kalifornien soll damit auch die Möglichkeit entzogen werden, eigene Abgasobergrenzen festzulegen, was der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat bereits seit den 1970ern praktizierte. Was bedeutet die Entscheidung im Weißen Haus für die automobilen Klimaziele der EU? Welche Konsequenzen ziehen Autobauer weltweit und was muss in Bezug auf Technologieoffenheit hierzulande passieren? Der Automobilclub von Deutschland (AvD) gibt hier erste Antworten.
Kalifornien gilt gemeinhin als US-amerikanischer Vorreiter in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Mit ambitionierten Zielen wie einer CO2-neutralen Stromversorgung bis 2045, der Einführung von Grenzwerten für Treibhausgase und Emissionshandelssystemen oder auch der Klage gegen Ölkonzerne wegen Klimaschäden hat sich der bevölkerungsstärkste US-Bundesstaat einen Namen gemacht. Diesen Einfluss setzte Kalifornien auch auf dem Automarkt ein: Ab 2035 sollten mindestens 80 Prozent der Neuwagen emissionsfrei sein und höchstens 20 Prozent davon Hybridfahrzeuge – wahlweise mit Strom oder Benzin betrieben. Es war demnach kein komplettes Verbrenner-Verbot und nicht so weitreichend wie die verabschiedeten EU-Vorgaben mit einer Null-CO2-Regel für 2035.
Das kalifornische Programm steht jedoch den Zielen der Trumpschen Regierung entgegen, die weniger Abhängigkeit von Importen sowie eine Stärkung der eigenen Wirtschaft beinhalten. Dies könne nur gelingen, wenn die US-Autoindustrie auf bewährte Technik setzt und weniger klimapolitische Regulierungen auferlegt bekommt. So wurden Kaufprämien und Steuerprivilegien für Elektroautos auf Bundesebene bereits gestrichen. Auch die (sogenannte) US-Umweltbehörde EPA ist voll auf diesem Kurs. Flottenverbrauchslimits sollen reduziert werden und Kohlendioxid soll nicht mehr als Schadstoff eingestuft werden.
Elektro- und Verbrennungstechnik
Erste Autohersteller haben bereits darauf reagiert und verlassen die „Nur-Elektro“-Strategie: Stellantis (u. a. Chrysler, Dodge, Jeep) will in den USA wieder neue V8-Motoren entwickeln und Ford sowie General Motors planen neue Benzin- und Hybridantriebe. Zwar bedeutet diese Entwicklung auch für deutsche Autobauer mit Werken in den USA, wie BMW und Mercedes, mehr Planungssicherheit und einen verlässlichen Absatzmarkt, durchaus mit Wachstumspotenzial. Der AvD befürchtet jedoch langfristig negative Auswirkungen für deutsche Produktionsstätten.
AvD-Präsident Lutz Leif Linden: „Der zu erwartende, zumindest kurzfristige Absatzzuwachs bei Verbrennerfahrzeugen könnte Anreize schaffen, die Produktion weiter in die USA zu verlagern. Auch wenn elektrofixierte Märkte wie Europa und Asien weiterhin im Fokus bleiben werden, dürfte der Anteil an Verbrenner- und Hybridautos zumindest in den Vereinigten Staaten wieder steigen. Die deutsche Automobilindustrie wird auf Dauer nur konkurrenzfähig sein, wenn die Politik hierzulande und europaweit Bedingungen schafft, die nicht an der Realität vorbeigehen. Es ist höchste Zeit, die Zukunftsfähigkeit von Autos ‚made in Germany‘ sicherzustellen.“
Klimaneutral fahren
Der AvD plädiert bereits seit langem für die Umsetzung der sogenannten Technologieoffenheit, wie von den deutschen Regierungsparteien im Wahlkampf immer wieder betont wurde. Auch der Verband der Automobilindustrie hatte hierzu unlängst das Fehlen eines klaren Planes für den zukünftigen Einsatz von Hybriden und erneuerbaren Kraftstoffen bemängelt. Nach wie vor gilt, dass Verbrenner- und Hybridmodelle günstiger herzustellen sind. Dazu sollten finanzielle Anreize zur Weiterentwicklung synthetischer Kraftstoffe (E-Fuels) geschaffen werden. Diese sind, unter Produktionseinsatz von erneuerbaren Energien, klimafreundlich und in herkömmlichen Antriebstechnologien voll einsetzbar. Zudem können sie verlustfrei transportiert und ohne Kostenaufwand über das bestehende Tankstellennetz verteilt werden. Das heißt, es könnte die CO2-neutrale Lösung für bestehende Fahrzeuge und zukünftige Hybridmodelle sein.
Aktuell ist die Produktion von E-Fuels noch nicht effektiv genug und zu teuer. Aber das war auch schon 1885 kein Hinderungsgrund für Carl Benz und sein erstes Automobil. Und wo stehen wir heute?
Veröffentlicht am 02.09.2025 in Rund ums Auto.
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