
Folge des EU-Emissionshandels: Autofahren wird erneut teurer
Ab dem Jahr 2027 wird auch der Straßenverkehr vollständig in das europäische Emissionshandelssystem (ETS) einbezogen – mit spürbaren Folgen an der Zapfsäule.
- Spätestens ab 2027 steigen die Tankpreise spürbar
- Wo bleibt das sogenannte Klimageld?
- AvD fordert, dass individuelle Mobilität bezahlbar bleibt
Das Umweltbundesamt hat kürzlich bekannt gegeben, dass sich die Emissionen in großen und energieintensiven Unternehmen seit Einführung des CO2-Handels vor 20 Jahren nahezu halbiert haben. Europaweit sanken die Emissionen demnach um 51 Prozent, in Deutschland um etwa 47 Prozent. Für den Klimaschutz sind dies gute Nachrichten, doch auf Millionen Autofahrer kommen in absehbarer Zeit weitere Belastungen zu: Ab dem Jahr 2027 wird auch der Straßenverkehr vollständig in das europäische Emissionshandelssystem (ETS) einbezogen – mit spürbaren Folgen an der Zapfsäule.
Schon heute zahlen Autofahrer über den nationalen CO₂-Preis einen Aufschlag beim Tanken. Dieser liegt aktuell bei rund 45 Euro pro Tonne Kohlendioxid. Ab 2027 wird dieses nationale System in das europäische ETS II überführt. Damit folgt der Kraftstoffpreis künftig den Marktmechanismen des EU-Handels und der CO₂-Preis dürfte weiter in die Höhe schnellen. Aktuell liegt er bei 55 Euro, doch Experten rechnen mit einer Steigerung auf über 100 Euro pro Tonne CO₂ in den kommenden Jahren. Das wird sich dann auch auf den Benzin- und Dieselpreis auswirken, der mittelfristig um bis zu 20 Cent pro Liter teurer werden kann. Großstadtpendler und Menschen im ländlichen Raum, die auf das Auto angewiesen sind, könnten dann besonders stark belastet werden.
Forderungen des AvD
Aktuell fließen die Einnahmen aus dem Emissionshandel, rund 18,5 Milliarden Euro im Jahr 2024, vor allem in den Klima- und Transformationsfonds des Bundes. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) fordert hier eine zumindest teilweise Umgestaltung und soziale Abfederung der steigenden CO₂-Kosten, beispielsweise durch das sogenannte Klimageld. Dieses wurde politisch zwar mehrfach angekündigt, eine verbindliche Ausgestaltung fehlt bislang jedoch und könnte beispielsweise Pendlern zugutekommen. Spätestens bis zum Start des ETS II sollte dies verlässlich eingeführt werden, und zwar idealerweise sozial gestaffelt nach Einkommen und Pendeldistanz.
Zudem bedarf es umfangreicher Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, insbesondere im ländlichen Raum, wo Alternativen wie ÖPNV oder E-Mobilität häufig fehlen. Auch synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) sollten Teil der Lösung sein und im Emissionshandel berücksichtigt werden, da sie klimaneutral sind, sofern bei der Produktion Strom aus erneuerbaren Energien genutzt wird. Technologieoffenheit hieß dies noch im Wahlkampf vor wenigen Monaten. Für den AvD bedarf es hier einer transparenten Kommunikation über zu erwartende Preisentwicklungen, Ausnahmen und Förderprogramme.
Autofahrer nicht allein zur Kasse bitten
Die Integration des Verkehrs in den EU-Emissionshandel ist ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz. Doch der Übergang muss sozial gestaltet werden. Ohne gezielte Entlastung und Förderung droht die gesellschaftliche Akzeptanz verloren zu gehen. Politik und Verwaltung sind gefordert, jetzt klare Weichen zu stellen.
AvD Präsident Lutz Leif Linden: „Wer jeden Tag 40 Kilometer oder mehr zur Arbeit pendeln muss, hat ohne funktionierende Alternativen keine Wahl. Der Weg zur Klimaneutralität muss sozial fair, transparent und praktikabel gestaltet werden. Wir brauchen ein verlässliches Klimageld, Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und Technologieoffenheit statt Verbote. Nur so bleibt Mobilität für alle bezahlbar und das ist von Beginn an eine Forderung des AvD!“
Veröffentlicht am 17.07.2025 in Rund ums Auto.
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