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AvD Fahrbericht - BMW 116d
Fahrberichte - 02.02.2022 - 5min. Lesezeit

AvD Fahrbericht: BMW 116d

Alles, was Sie über den BMW 116d wissen müssen, haben wir hier für Sie in diesem Fahrbericht zusammengefasst.

Auftritt  

Mit der 1er Baureihe erweiterte BMW im Jahr 2004 seine Produktpalette und stieg in die Kompakt-Klasse ein. Doch während sich die Scheiben- und Dachpartie („Greenhouse“) der ersten beiden Modell-Generationen zum Heck zu orientieren schien, verfügt die aktuelle, dritte Auflage (F40) über eine leicht nach vorne gerückte A-Säule, was die optische Betonung nach vorne wandern lässt. Dabei hat der neue 1er seine kompakten Abmessungen bewahren können. Mit 4.319 Millimeter ist er nicht fast so lang, mit 1.799 Millimeter einen Tick breiter und auch vergleichbar hoch, wie sein Vorgänger. Der für das Platzangebot ausschlaggebende Radstand schrumpfte hingegen leicht. Unter dem Strich rangiert der BMW 1er mit diesen Maßen mitten unter den Klassen-Wettbewerbern. Das gilt auch für das Leergewicht von 1.290 Kilogramm des Basis-Benziners, mit 555 Kilogramm fällt die Zuladung hingegen um ein paar Kilo höher aus als bei den meisten Konkurrenten.

Insgesamt bietet der BMW 1er eine ordentliche Übersicht. Nur der Blick durch das relativ kleine Heckfenster fällt dürftig aus. Gut wenn, wie in unserem Testwagen, der optionale „Parking Assistant“ (€ 300,-) an Bord ist, der auch eine Rückfahrkamera beinhaltet.

AvD Fahrbericht - BMW 116d

Überhaupt bietet der BMW 1er als erklärtes Premium-Produkt vielfältige Ausstattungsmöglichkeiten. Das beginnt mit fünf Ausstattungslinien und elf Außenfarben reicht über neun Sitzbezüge und fünf Interieurleisten, bis hin zu einem Füllhorn an optionalen Ausstattungsfeatures, das an verfügbaren Optionen den größeren Baureihen kaum nachsteht. Kleiner Auszug gefällig? Bitte schön: „Driving Assitant“ (€ 750,-), Aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go-Funktion (€ 750,-), Adaptiver LED-Scheinwerfer (€ 1.400,-), Automatische Heckklappenbetätigung mit Sensor unter dem hinteren Stoßfänger (€ 500,-), Head-Up Display mit 9,2 Zoll großer Projektion (€ 900,-), eine Smartphone-Ablage zum kabellosen laden (€ 500,-) oder die Gestiksteuerung (€ 300,-). Mit den beiden Business Paketen für € 1.400,- bzw. € 3.100,- lassen sich zudem Infotainment und die Connectivity des Einsers tüchtig aufmotzen. Dann sind „In-Car-Experience“, 4G-LTE-Connectivity, Echtzeit-Verkehrsinformationen (RTTI), On-Street-Parking-Information und Concierge Services ebenso an Bord, wie die kabellos Smartphone Integration oder das volldigitale Kombiinstrument „Live Cockpit Plus“. Doch Vorsicht. Wer der Vielzahl der Möglichkeiten erliegt, hat seine Rechnung ganz flott um einen fünfstelligen Eurobetrag erhöht.

Antrieb

Der kompakte Münchner ist zunächst mit fünf Motorisierungen, zwei Beniner und drei Diesel, bestellbar, die ein Leistungsspektrum von 116 PS bis 306 PS abdecken. Alle Motoren verfügen über Direkteinspritzung und Turboaufladung. Bemerkenswert: Die je 1,5 Liter Hubraum bietenden Basistriebwerke des 118i und des 116d verteilen lassen es mit lediglich drei Zylindern bewenden, während die kräftigeren Versionen 2,0 Liter Hubraum und vier Zylinder an den Start bringen.

Die Motoren sind in den Dreizylinder-Modellen 118i und 116d sowie im vierzylindrigen 118d serienmäßig meine einem 6-Gang-Schaltgetriebe kombiniert. Gegen Aufpreis sind der 118i und der 116d auch mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (€ 2.100,-) erhältlich, während der 118d mit einer 8-Gang-Wandlerautomatik (€ 2.100,-) ausgerüstet werden kann. In den beiden Top-Motorisierungen M135i und 120d ist die bereits serienmäßig an Bord.

AvD Fahrbericht - BMW 116d

Zudem ist der M135i stets mit dem variablen xDrive-Allradsystem ausgestattet, dass in der Lage ist die Antriebsmomente nicht nur zwischen den Achsen, sondern auch zwischen den einzelnen Rädern variabel zu verteilen. Gegen eine Zuzahlung von € 2.000,- rollt auch der 120d mit dem cleveren Allradantrieb vom Band. Andernfalls bringt er, wie die übrigen Versionen, mittels eines klassenüblichen Frontantriebs die Motorkraft auf die Straße.

Technische Daten des BMW 116d 

Fahren

Für unseren Fahrbericht sind wir mit einem BMW 116d mit einem 1,5 Liter Dreizylinder-Motor und gedämpften Erwartungen unterwegs. Der fehlende Zylinder lässt ein knurriges Erlebnis vermuten. Doch weit gefehlt. Der kleine Diesel verrichtet seinen Dienst so laufruhig und kultiviert, dass wir an seiner Dreizylindrigkeit zweifeln. Also Haube auf und nachschauen – tatsächlich, nur drei. Hinzu kommt eine sehr weitgehende akustische Zurückhaltung, lediglich beim Aufsuchen hoher Drehzahlbereiche mittels Vollgas-Befehl bringt sich die Maschine, immer noch zurückhaltend in Erinnerung. Im Stadtverkehr stellt sich bald der Eindruck mit einem E-Antrieb unterwegs zu sein, denn insbesondere mit dem aufmerksamen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis € 2.100,-) spult der 116d gleichmäßige Tempi im hohen Gang ab, während bei Beschleunigungswünschen nahezu verzögerungsfrei zurückgeschaltet wird, um die Fuhre erfreulich kraftvoll nach vorne zu treiben.

Dazu passt perfekt das Fahrwerk. Cremig federnd filtert es die Fahrbahnunebenheiten heraus und lässt den Einser dahin gleiten. Dennoch wirkt das Fahrwerk nicht schwammig, sondern zeigt sich auch einer sportlichen Gangart über kurvige Landstraßen gegenüber aufgeschlossen. Zielgenau folgt er dem gewünschten Kurvenradius, bleibt lange neutral und erst bei grob fahrlässiger Übertreibung schiebt er über die eingeschlagenen Räder nach außen (untersteuern). Das liegt auch an der sehr guten Traktion, die der Einser auf der Vorderachse aufbaut und an den allenfalls unterschwellig wahrnehmbaren Antriebseinflüssen in der elektromechanischen Servolenkung. Die arbeitet zwar durchaus präzise, wirkt aber etwas gefühllos und könnte mehr Rückmeldung vermitteln.

Okay, der Eindruck guter Traktion hat wohl auch mit der Motorleistung des 116d zu tun. Die ist zwar mit 85 kW/116 PS ausreichend, mehr aber auch nicht. Sportliche Dynamik oder gar brennende Streifen im Asphalt darf man vom Basisdiesel nicht erwarten. Doch das früh verfügbare maximale Drehmoment von 270 Newtonmeter beschert ordentlichen Durchzug. In der Praxis besteht damit zu keiner Zeit die Gefahr zum rollenden Hindernis zu werden. Und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h gilt das selbst auf der Autobahn – auch wenn es einigen Anlauf bedarf, um diesen Speed zu erreichen. Und die Bremsen? Über die gibt es wenig zu sagen. Sie tun, was sie sollen, lassen sich gut dosieren und bieten einen definierten Druckpunkt.

Behaglichkeit

Eingedenk der selbstbewussten Preisgestaltung dürfen Käufer des BMW 1er durchaus gesteigerte Erwartungen an die Produktqualität hegen. Und sie werden nicht enttäuscht. Die verwendeten Materialien sind hochwertig, die Verarbeitung wie auch die Ergonomie untadelig. Alles wirkt solide, fasst sich angenehm an – kein klappern, kein knarzen.

Der verfügbare Innenraum wird gut genutzt. Das Raumgefühl vorne entspricht dem Klassenstandard, mehr aber nicht. Und hinten würden sich auch Durchschnittsfiguren über ein bisschen mehr Beinraum freuen. Klar, der Einser ist ein Vertreter der Kompaktklasse, aber ein VW Golf VII vermittelt einen luftigeren Eindruck und subjektiv mehr Platz in der 2. Reihe. Mit dem Kofferraum sichert der Kompakt-BMW allerdings einen vorderen Platz im Wettbewerbsumfeld: Er bietet 380 bis maximal 1.200 Liter Fassungsvermögen. Sehr praktisch ist der aufklappbare Ladeboden. Er teilt den Kofferraum horizontal auf Höhe der Ladekante und erleichtert so das Beladen. Bei Bedarf lässt sich der Ladeboden auch ganz entfernen und macht damit bei umgelegten Rücksitzen die Mitnahme von Sperrgut bis zum Format einer Waschmaschine möglich.

AvD Fahrbericht - BMW 116d

Auf den im Test-116d verbauten Sportsitzen findet sich ohne viel Gefummel schnell eine auch auf Langstrecken bequeme Position. Der Rücken wird wohltuend unterstützt, Seitenhalt ist ausreichend aber nicht einengend und die Sitzfläche lässt sich manuell verlängern. Alle Bedienelemente liegen gut zur Hand. Das Infotainmentsystem kann sowohl per Dreh-Drück-Schalter, wie auch mittels Tippen und Wischen auf dem oberhalb der Mittelkonsole thronenden Info-Display gesteuert werden. Die Grafik des im Testwagen verbauten digitalen Kombiinstruments haben einige Kollegen als gewöhnungsbedürftig empfunden. Die Ablesbarkeit ist jedenfalls tadellos, während die Individualisierung der Anzeigen bei einigen Wettbewerbern vielfältiger ausfällt.

Portemonnaie

Die Preisspanne der BMW 1er-Reihe reicht von € 28.300,- für das Einstiegsmodell 118i mit 140 Benziner-PS bis zum Sportmodell M135i xDrive für € 49.500,- mit 306 PS – ebenfalls ein Benziner. Bemerkenswert auch die jeweiligen Aufpreis der vier Ausstattungslinien: Für „Advantage“ werden 800 extra fällig, die „Sport Line“ kostet € 3.850,- extra, die „Luxury Line“ gibt es für € 4.850,- zusätzlich und für die betont sportliche Ausstattung „M Sport“ stehen sogar € 5.250,- zusätzlich auf dem Rechnung. Dafür bekommt der Kunde unterschiedlich große Leichtmetallräder, angepasste Ausführungen der Fahrzeugschürzen vorne und hinten sowie „Modellspezifische Designumfänge“ im Innenraum. Ausstattungsabhängig kommen Sportsitze, LED-Scheinwerfer, Lichtpaket oder die Beheizbarkeit der Vordersitze hinzu. Darüber hinaus bietet die 70 Seiten umfassende Preisliste eine Vielzahl an Möglichkeiten den BMW 1er persönlicher, schöner, komfortabler, vernetzter oder praktischer zu machen. Da kann schnell ein hübsches Sümmchen zusammen kommen. Unser Test-Einser brachte es auf einen tapferen Listenpreis von € 49.220,- und damit tapfere € 19.120,- über seinem Grundpreis von € 30.100,-. Dazu trug neben dem optionalen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe auch das Business Paket Professional (€ 3.100,-), die Lederbezüge der Sitze (€ 1.700,-), die Leichtmetallräder in 17 Zoll (€ 1.460,-) und die adaptiven LED-Scheinwerfer (€ 1.400,-) bei sowie eine Reihe weiterer vermeintlicher Kleinigkeiten, die deren Einzel-Aufpreis nicht zu sehr ins Gewicht fallen, die sich summiert jedoch läppern. Doch damit ist der BMW 1er kein Einzelfall, denn auch die Modell von Audi und Mercedes bieten vergleichbare Ausstattungsmöglichkeiten zu ähnlichen Kosten.

Das gilt auch für die Versicherungseinstufungen (Typklassen), die für den BMW 116d mit 18 in der Haftpflicht, 22 in der Vollkasko und 23 in der Teilkasko notiert werden. Während Mercedes A180d (19/22/22) und Audi A3 30 TDI (18/19/23) nur geringe Abweichungen zeigen, sind VW Golf VIII 2.0 TDI (16/20/20) und Opel Astra 1.6 CDTI (15/21/20) durchweg günstiger eingestuft.

Und der sonstige Unterhalt? Der Kraftstoff-Verbrauch dürfte sich in der Praxis bei einem Wert um die Fünf-Liter-Marke einpendeln. Während unserer Testfahrten haben wir 7,7 Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Eingedenk des hohen Anteils schneller Autobahnfahrten immer noch ein guter Wert. Die Ersatzteilpreise liegen hingegen eher oberhalb des Klassendurchschnitts, ebenso so die Verrechnungssätze für die Arbeitsstunden. Der prozentuale Wertverlust des BMW 1er hat sich in der Vergangenheit klassenüblich entwickelt. Ob sich dieser Trend auch für die aktuelle Modellgeneration fortsetzen wird, muss die Zukunft erst noch zeigen.

Fazit

Noch überzeugender als seine Vorgänger füllt der aktuelle BMW 1er die Rolle des Premium-Kompakten. Der Umstieg von Hinterrad- auf Frontantrieb hat der sportlichen Dynamik nicht wirklich geschadet. Da ist es schon eher bedauerlich, dass der beinahe legendäre Sechszylinder aus der Einser-Motorenpalette verschwunden ist und ein Zweiliter-Vierzylinder als Topmotorisierung fungiert. Im BMW 116d werkelt sogar ein Dreizylinder – und macht seine Sache erstaunlich gut. Okay, dem sportlichen Aspekt der Marke kann der kleine Diesel nicht gerecht werden. Dafür überzeugt er als gelassen-komfortabler Antrieb, der hervorragend zum Charakter des kleinen BMW passt. In Zusammenarbeit mit dem aufmerksamen, aber dezent agierenden Doppelkupplungsgetriebe liefert er ein Komforterlebnis, dass auch eine Klasse höher zur Ehre gereichte. Zumindest, wenn nicht mehr als zwei Erwachsene mit dem 116d unterwegs sind.

Denn beim Platzangebot ist der Einser ein durchschnittlicher Vertreter des Kompaktsegment, was insbesondere die Mitfahrer auf den Rücksitzen merken. Und auch das Fassungsvermögen des Kofferraums empfiehlt sich nicht für den großen Sommerurlaub mit Kind und Kegel.

Doch Paaren, denen komfortables Gleiten wichtiger ist, als dynamischen Tempogebolze, die Wert auf Entspanntheit und Wohlfühlen während der Autofahrt legen und deren Selbstbewusstsein nicht von den Abmessungen ihres fahrbaren Untersatzes abhängig ist, dürften mit dem BMW 116d bestens bedient sein.

AvD Fahrbericht - BMW 116d

(M. D.)

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