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AvD Fahrbericht - Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineered
Fahrberichte - 24.06.2021 - 6min. Lesezeit

AvD Fahrbericht: Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineered

Alles, was Sie über den Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineered wissen müssen, haben wir hier für Sie in diesem Fahrbericht zusammengefasst.

In Deutschland einst als Marke automobiler Eigenbrötler verschrien, haben die Schweden in den zurückliegenden Jahren einen bemerkenswerten Turnaround hingelegt. Heute sind die Fahrzeuge aus Göteborg die erste Wahl für designaffine Autofahrer und Individualisten. Und sie haben sich als vollwertige Alternative zu den deutschen Premium-Herstellern etabliert.

Auftritt

Der Volvo V60 tritt in der wettbewerbsintensiven Premium Mittelklasse gegen die Kombiversionen von Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse an. Optisch wirkt er diesem Umfeld entwachsen, doch die Abmessungen sprechen eine klare Sprache: Mit 4,76 m Länge und 1,85 m in der Breite sind die Maße des V60 nahezu identisch mit denen eines Audi A4 Avant. Weil die Dachlinie etwas flacher verläuft, wirkt der Volvo gegenüber dem Audi noch etwas gestreckter.

Der V60 erweist sich insgesamt als übersichtlich. Nach vorne lässt sich das Ende der Motorhaube noch erahnen, was heute keinesfalls mehr üblich ist. Und wer den Sitz nicht auf die tiefste Position einstellt, kann sich über eine prima Aussicht nach links und rechts freuen. Auch der Blick durch die Rückscheibe fällt erfreulich großzügig aus und macht Parkpiepser nicht zur Notwendigkeit.

Als Topversion der V60-Baureihe hat der T8 AWD Polestar Engineered schon viele Features serienmäßig an Bord, die das Fahren schöner und angenehmer machen, wie z. B. Assistenzsysteme zur Kollisionsvermeidung mit Ausweichunterstützung, Spurhalte-Assistent mit aktivem Lenkeingriff, Geschwindigkeitsbegrenzer, Aufmerksamkeitswarner, Klimaautomatik, Fahrerinformationssystem, schlüsselloser Zugang, Einparkhilfe hinten, elektrische Heckklappenbetätigung, beheizbare Sportsitze mit Teilleder vorne und auf der Fahrerseite elektrisch einstellbar mit Memory, Ambientebeleuchtung, digitale Instrumentierung, Infotainment- und Navigationssystem „Sensus Connect“ mit 9-Zoll Touchscreen sowie Apple Carplay und Android Auto zur Smartphone-Anbindung, ein Harmon-Kardon-Soundsystem, LED-Scheinwerfer, WLAN-Hotspot. Auch ein Sportfahrwerk mit Öhlins-Dämpfern einschließlich vorderer Domstrebe sowie eine Brembo-Bremsanlage, deren goldfarbene 6-Kolben-Bremssättel auf belüftete Scheiben einwirken, zählen zur Serienausstattung.

AvD Fahrbericht - Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineered

Viel Raum zur Selbstverwirklichung bietet die optische Gestaltung des Top-V60 nicht. Als Lackierung stehen neben Schwarz noch drei Metallic-Töne (Silber, Grau, Weiß) zur Wahl. Die glanzgedrehten Leichtmetallfelgen im Y-Design sind im 19-Zoll-Format Standard oder gegen Aufpreis in einer 20-Zoll-Version verfügbar. Die Teillederbezüge der Sitzgelegenheiten sind ausschließlich in schwarz erhältlich und stets mit Interieurleisten aus gebürstetem Alu kombiniert. So kann aber auch keine Qual der Wahl aufkommen.

Der Testwagen verfügte darüber hinaus unter anderem über das Intellisafe-Paket Pro mit Totwinkel-Assistent, Querverkehr-Assistent, Heckaufprallabschwächung sowie den mit einem adaptiven Tempomat kombinierten Spurführungsassistent „Pilot Assist“. Dazu kamen Voll-LED-Scheinwerfer mit Fernlichtautomatik, Standheizung, Head-up-Display, Panorama-Glasschiebedach, 360-Grad-Parkkamera, Akustikverglasung, Alarmanlage und 20-Zoll-Felgen. Insbesondere die optionalen Sicherheitselemente sind auch im Paket mit weiteren Systemen verfügbar, weil sie so ihr ganzes Potenzial entfalten und der Paketpreis deutlich geringer ausfällt als die Summe der Einzelpreise.

Antrieb

Eigentlich hat Volvo für den V60 nur einen Motor in verschiedenen Leistungsstufen im Angebot. Dabei handelt es sich stets um einen Vierzylinder-Reihenmotor mit zwei Litern Hubraum, dem das Steuergerät im Zusammenspiel mit einer Turbo-Aufladung acht Antriebsvarianten zwischen 120 kW (163 PS) und 233 kW (318 PS) entlockt. Hybridisiert sind sie indes alle. Mit verstecktem Zusatzschub als Mildhybrid, ohne die Möglichkeit für eine gewisse Strecke rein elektrisch zu fahren, sowie als PHEV-Antrieb (PHEV = Plug-in Hybrid Electric Vehicle), dessen Akku per Kabel an der Steckdose oder Ladestation gefüllt wird und gute 40 Kilometer rein elektrisches Fahren ermöglicht. Bei den Plug-in-Hybriden ist serienmäßig ein Allradantrieb an Bord, bei den Mildhybriden ist dieser dem 250-PS-Benziner vorbehalten. Der Diesel rückt bei Volvo hingegen in die Nische. Nur ein einziger Selbstzünder mit 145 kW (197 PS) findet sich noch in der Antriebspalette und bedient die unter Gewerbekunden besonders beliebte Leistungsklasse.

Auf welche Antriebsversion auch die Wahl fällt, die derzeit anspruchsvollste Abgasnorm Euro 6d bzw. Euro 6d-Temp erfüllen sie alle. Bemerkenswerter: Auch bei der Höchstgeschwindigkeit gibt es keine Unterschiede. Egal, ob man im Basis-Benziner mit 163 PS oder im 318 PS starken Topmodell unterwegs ist – bei Tempo 180 ist Feierabend. Volvo will es so und hat alle Autos entsprechend elektronisch begrenzt.

Technische Daten des Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineere 

Fahren

Unspektakulärer lassen sich über 300 PS wohl nicht zum Leben erwecken. Kein Aufbrüllen, kein Brabbeln, nicht einmal das Surren des Anlassers. Kein Mucks. Nichts. Nur Stille. Ist die Fuhre überhaupt angesprungen oder ist die Starterbatterie etwa mausetot? Und doch. Ein kurzer Dreh am Startknopf auf der Mittelkonsole und die Elektromotoren des T8 AWD P. E. sind am Start. Den knackig kurzen Wahlhebel der 8-Gang-Automatik auf D und scheinbar lautlos rollen die mächtigen 20-Zoll Breitreifen los. Ein kleiner Streichler des Gaspedals – oh, Pardon – des Fahrpedals und der metallicweiße Kombi schiebt mächtig voran. Volvo nennt für den Sprint von null auf 100 km/h einen Wert von 4,6 Sekunden. Ausprobiert haben wir es nicht, die Angabe scheint aber plausibel. Im Stadtverkehr schafft der Volvo 40 Kilometer Strecke, mitunter auch über 50 Kilometer. Allerdings ist dabei erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Denn Fußgänger und Radfahrer verhalten sich allzu oft nach Gehör.

AvD Fahrbericht - Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineered

Ist zügiges Vorankommen angesagt, springt der Verbrennungsmotor spontan an und schaltet sich fast unmerklich in den Vortrieb ein. Allein die Nadel des Drehzahlmessers und die geänderte Geräuschkulisse zeugen vom Tun des Vierzylinders. Beschleunigungsbefehle werden ohne Verzögerung umgesetzt und der Volvo drückt mit Vehemenz voran. Bei Tempo 180 ist dann aber Schluss – obwohl die Kraft für deutlich mehr reichen dürfte. Ein Gefühl der Gängelung lässt sich dann nicht abstreiten. Was auch an den Gesichtern der anderen Autofahrer liegen könnte, vor denen man eben noch davon gezogen ist, um gleich darauf scheinbar tiefenentspannt dahin zu cruisen. Manche Blicke lassen vermuten, man ziehe meine geistige Klarheit in Frage.

Die Verbindung von Sportfahrwerk und breiten Niederquerschnittsreifen im Format 245/35 R20W lässt den V60 wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße liegen. Das bedeutet im Stadtverkehr aber auch ein recht hölzernes Abrollen. Kaum ein Gullydeckel, kaum eine Fahrbahnverwerfung und keine Querfuge, die den Insassen verborgen bleibt. Mit zunehmender Geschwindigkeit entwickelt dann die Federung mehr und mehr Nachgiebigkeit. Den ausgewogensten Eindruck macht der Schwede auf der Autobahn, wo er sowohl hohe Fahrsicherheit und zugleich ordentlichen Fahrkomfort vermittelt. Das sichere Fahrgefühl stellt sich auch dank der präzise ansprechenden und gute Rückmeldung gebenden Lenkung ein. Ein quirlig-leichtfüßiges Handling resultiert daraus jedoch nicht. Auch, wenn sich so das Leergewicht von 2,1 Tonnen relativiert, spürt der Fahrer doch, dass der V60 ein ordentlich großes Kraftfahrzeug ist – und daran ist gar nichts auszusetzen. Die Brembo-Bremsanlage greift mit 6-Kolben-Bremssätteln auf innenbelüftete Bremsscheiben – vorne im 19-Zoll-Format – verlässlich und vehement zu. Sie zeigt auch nach mehreren harten Bremsungen in Folge kein Fading und bietet immer noch den gleichen gut definierten Druckpunkt, sodass sie auch dann noch sehr gut zu dosieren ist. Da verzeiht man ihr sogar die neureich wirkende goldfarbene Lackierung der Bremssättel.

Behaglichkeit

Der Innenraum des Volvo V60 kann absolut mit der deutschen Premium-Konkurrenz mithalten. Zugleich kann er als Paradebeispiel für modernes, skandinavisches Design herhalten. Offenbar hat der Ur-Entwurf den Volvo-Verantwortlichen so gut gefallen, dass sie ihn gleich auf alle Baureihen ausgerollt haben. Denn die Gestaltung des Armaturenbretts, der Mittelkonsole mit dem neun Zoll großem Hochkant-Touchscreen, der Anordnung von Tasten und Lüftungsdüsen sowie die des wuchtigen Mitteltunnels findet sich augenscheinlich in allen aktuellen Modellen der schwedischen Marke wieder. Ablagen sind somit auch im V60 knapp gesät, während die Bedienbarkeit nicht zu beanstanden ist. Allein in die Steuerung der Funktionen von Telefon, Radio, Soundsystem, Navigation und Klimaanlage, per zentralen Touchscreen, muss man sich anfänglich ein bisschen hinein fuchsen, bevor die Steuerung nach wenigen Tagen wie von selbst klappt.

AvD Fahrbericht - Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineered

Die im Top-V60 verbauten R-Design-Sportsitze sind ab der ersten Sitzprobe spitze. Sie lassen sich leicht jeder Figur anpassen, bieten viel seitliche Unterstützung sowohl an den Oberschenkeln, an der Hüfte und im Schulterbereich, ohne dabei einengend zu wirken. Zusammen mit der angenehm straffen Polsterung unterstützen sie Beine und Rumpf der Vornesitzenden vorbildlich und bieten einen tollen Langstreckenkomfort. Die Rundum-Sicht ist allenfalls nach schräghinten etwas eingeschränkt, was an der dort ansteigenden Gürtellinie und dem vergleichsweise kleinen Fensterausschnitt liegt.

Auch in Reihe zwei können sich die Mitfahrenden nicht beklagen. Speziell der großzügige Beinraum lässt den Verdacht aufkommen, sich in der nächst größeren Fahrzeugklasse zu befinden. Und auch auf der Rückbank lassen sich lange Etappen bequem absolvieren. Vorne wie hinten bietet der V60 genügend Kopffreiheit, allenfalls echte Sitzriesen laufen auf der Rückbank Gefahr, mit dem Dachhimmel Fühlung aufzunehmen. Unter dem Strich bietet der V60 ein so luftiges Raumgefühl, wie es BMW 3er und Mercedes C-Klasse nicht vermitteln können.

Im Vergleich zur direkten PHEV-Konkurrenz kann der doppelherzige Volvo V60 T8 AWD auch beim Kofferraumvolumen einen Spitzenwert verbuchen. Mit einem Fassungsvermögen von 529 bis 1.441 Litern lässt er die Kombiversionen von BMW 330 e (410 – 1.420 l) und erst recht Mercedes C 300 e (315 – 1.335 l) deutlich hinter sich, während Audi keine Hybridversion des A4 anbietet.

AvD Fahrbericht - Volvo V60 T8 AWD Polestar Engineered

Portemonnaie

Der Volvo V60 T8 AWD P. E. mit 318 PS steht mit € 67.747,90 in der Preisliste, für unseren nahezu vollausgestatteten Testwagen werden € 81.775,12 fällig. Das ist eine tapfere Ansage. Schließlich ist der ausschließlich hinterradgetriebene Mercedes C 300 e T-Modell (320 PS) ab € 47.171,40 zu haben und der Allradler BMW 330 e xDrive Touring (292 PS) ab € 58.926,05. Okay, die beiden Deutschen stehen dann nur in nackiger Basisausstattung auf dem Hof. Aber auch ausstattungsbereinigt bleibt der BMW gute € 3.000,- unter dem Volvo, der Mercedes sogar mehr als € 9.100,-.

Dass Volvo den V60 nicht als Preisbrecher positioniert, wird auch beim Blick auf die Listenpreise der jeweiligen Basisversionen deutlich: Den 163-PS-starken V60 B3 gibt es ab € 37.900,- und wenn es das sportlich R-Design sein soll, kommen noch mal gut € 7.400,- on top. Audi verlangt für A4 Avant mindestens € 34.848,74 – zuzüglich rund € 4.680,- für die S-Line-Ausstattung innen und außen. Ein BMW 3er Touring schlägt mit mindestens € 37.090,- zu Buche, die Ausstattungslinie M Sport mit weiteren € 5.557,-. Und das T-Modell der Mercedes C-Klasse startet bei € 38.222,-, die sich durch die Wahl des AMG-Ornats um € 5.208,- erhöhen.

Der offizielle Durchschnittsverbrauch für den kombinierten Einsatz nach WLTP (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) von 2,5 Liter pro 100 Kilometer erwies sich in der Praxis als theoretisch. Über den Testzeitraum hinweg gurgelten alle 100 Kilometer durchschnittlich 8,28 Liter in die Brennkammern. Das ist für ein Automobil mit dem gebotenen Leistungsvermögen durchaus erfreulich. Am Sinn des aufwendigen Antriebskonzepts lässt dieser Wert dennoch Zweifel aufkommen, zumal ein moderner Diesel-Motor vergleichbare Fahrleistungen und Verbrauchswerte zu günstigeren Anschaffungskosten liefert.

Zweifelsfrei überzeugend sind hingegen die Versicherungseinstufungen des starken Hybrid-Volvo. Die von uns gefahrene 318-PS-Variante liegt mit Haftpflichtklasse 15 gleichauf mit dem BMW 330e xDrive und vier Klassen besser als der Mercedes C 300 e (KH 19). Auch in der Teilkasko (22) und Vollkasko (23) kann der Volvo die unmittelbare Premium-Konkurrenz von BMW (26/26) und Mercedes (24/25) deutlich auf Distanz halten.

Fazit

Der Volvo V60 erweist sich als echte Alternative zu Audi A4 Avant, BMW 3er Touring und Mercedes C-Klasse T-Modell. Und das gilt nicht nur für Non-Konformisten. Mit seinem schicken Äußeren, dem stilsicheren Interieur und dem guten Raumangebot ist Volvos Mittelklassekombi auch für Familien eine Überlegung wert. Allerdings spielt der Schwede nicht nur produktseitig auf Premium-Niveau, sondern auch preislich. Das gilt insbesondere für die Top-Hybrid-Version V60 T8 AWD Polestar Engineered. Mit seinem betont sportlichen Auftritt hinterlässt der allerdings einen zwiespältigen Eindruck, weil das auf Dynamik ausgelegte Fahrwerk mit seiner herzhaft straffen Abstimmung nicht so recht mit der Limitierung der Höchstgeschwindigkeit des 318-PS-Kombis auf 180 km/h zusammenpassen will. Es drängt sich der Verdacht auf, dass einer der günstigeren, weniger leistungsstarken Antriebe das V60-Paket harmonischer macht.

(M. D)

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