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AvD Pressemeldung - AvD fordert nationale Syn-Fuel-Strategie
Pressemitteilung - 13.12.2022 - 4min. Lesezeit

AvD fordert nationale Syn-Fuel-Strategie

Technologieoffenheit statt ausschließliche Förderung der E-Mobilität

  • Experte Prof. Dr. Ing. Peter Gutzmer: Syn-Fuels in vielen Fällen die einzige Zukunft
  • Technologieoffenheit statt ausschließliche Förderung der E-Mobilität
  • Einführung von Syn-Fuels für schnelle Defossilisierung des Verkehrs alternativlos

Die politisch propagierte und geradezu planwirtschaftlich vorangetriebene Elektrifizierung des Verkehrswesens widerspricht nicht nur den Grundzügen der freien Marktwirtschaft, die die Basis für den Wohlstand und den sozialen Frieden unserer Gesellschaft ist. Typisch für jede Ideologiegetriebenheit ignoriert diese Einseitigkeit auch vorsätzlich die offensichtlichen Schwachstellen der eigenen Theorie. Längst ist absehbar, dass der ohnehin steigende Strombedarf für viele Jahre nicht allein mit regenerativen Energiequellen zu decken sein wird. Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb werden damit allenfalls lokal CO2-frei fahren, die anfallenden Kohlendioxid-Emissionen werden einfach verlagert. Längst ist klar, dass die weltweite Förderung der Rohstoffe für die Produktion von Energiespeichern nicht ausreichen wird, um die weltweite Nachfrage nach Elektroautos zu decken. Zumal sich rund 85 Prozent der weltweiten Förderstätten in der Hand chinesischer Unternehmen befinden. Und längst hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass die bestehenden Verteilernetze auf Jahrzehnte hinaus nicht in der Lage sein werden, ein ausreichend dichtes Netz an Ladestationen zu versorgen.

Vor diesem Hintergrund fordert der Automobilclub von Deutschland (AvD) die Bundesregierung auf, eine nationale Strategie zur Entwicklung und Markteinführung klimaneutraler synthetischer Kraftstoffe (Syn-Fuels) über deren Nutzung in Luft- und Seeschifffahrt hinaus zu erarbeiten. Auch die Schiene und insbesondere der Straßenverkehr müssen einbezogen werden. Es gilt dabei nicht allein Budgetmittel im Bundeshaushalt einzuplanen und Fördermöglichkeiten zu definieren. Auch die Festlegung von Meilensteinen sowie das Aufstellen eines Fahrplans für die Verbreitung im Markt sind erforderlich, um der Industrie verlässliche Perspektiven aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang bleiben die Politik und die in den Ministerien Verantwortlichen aufgefordert, die einseitige Bevorzugung der E-Mobilität endlich ad acta zu legen, Technologieoffenheit wieder tatsächlich zuzulassen und nicht länger alternative Lösungsansätze vorsätzlich auszubremsen.

Abseits der publizierten Wahrnehmung in Deutschland laufen bereits heute in der asiatischen wie auch in der arabischen Welt erhebliche Anstrengungen unter Einsatz regenerative Energien schon bald synthetische Kraftstoffe kosteneffizient und in marktrelevanten Größenordnungen zu produzieren.

Der international anerkannte Fachmann für Antriebstechnologien und ehemalige Technik-Vorstand der Schaeffler AG, Prof. Dr. Ing. Peter Gutzmer, unterstützt den AvD in seiner Forderung und sagt: „Wenn wir unsere Ziele zur CO2-Reduzierung mit der E-Mobilität umsetzen, beispielsweise mit der Zulassung von 15 Millionen elektrischen Pkw bis 2030, dann werden wir die gesetzten Klimaschutzziele für den Verkehr selbst in der aktuell gültigen `Tank-to-Wheel´-Betrachtung nur zur Hälfte erreichen. Wir müssen daher den derzeit existierenden Fahrzeugbestand mit Verbrennungsmotor einbinden. Und das klappt nur, wenn wir den Kraftstoff verändern. Denn der fossile Kraftstoff ist das Problem und nicht der Verbrennungsmotor an sich.“ Nach Einschätzung des Experten werde das relativ schnell umsetzbar sein: „Ich prognostiziere, dass in sechs bis acht Jahren global große Syn-Fuel-Volumina im Markt verfügbar sein werden. Nicht zuletzt, weil Seeschifffahrt und Flugverkehr derartige Kraftstoffe dringend benötigen. Aber nur wenn wir Syn-Fuels auch für den Fahrzeugverkehr bereitstellen, werden wir in der Lage sein, auch jene 1,4 Milliarden weltweit existierenden Bestandsfahrzeuge schnell und kostengünstig in die CO2-Neutralität zu bringen.“

Für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, wie auch der europäischen Industrie, wird es von erheblicher Wichtigkeit sein, an diesen Entwicklungen teilzuhaben und den technologischen Fortschritt nicht anderen Stakeholdern zu überlassen.

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Zur Person:
Prof. Dr. Ing. Peter Gutzmer, Jahrgang 1953, studierte Maschinenbau an der Universität Stuttgart und promovierte in der Fachrichtung Verbrennungsmotoren. Bei Porsche leitete Gutzmer das Projektmanagement und die Fahrzeugentwicklung, bevor er 2001 bis zu seinem Ruhestand 2019 in der Schaeffler-Gruppe tätig war, wo er zunächst den Bereich Technische Produktentwicklung verantwortete. Nach weiteren Führungsaufgaben innerhalb des Schaeffler-Konzerns, u. a. Geschäftsleitung der LuK-Gruppe und die Leitung des Geschäftsbereich Motorsysteme der Continental AG wurde Gutzmer 2011 zum Vorstand Technik der Schaeffler AG und 2014 zusätzlich zu deren stellvertretendem Vorstandsvorsitzenden berufen. In diesen Funktionen stellte Gutzmer immer wieder unkonventionelle Innovationen für die Elektromobilität vor und brachte mit sachlich ausgewogenen Beiträgen die öffentliche Diskussion über zukünftige Mobilitätslösungen voran. Dr. Peter Gutzmer ist als Lehrbeauftragter und Honorarprofessor am Karlsruher Institut für Technology (KIT) tätig, er lehrte als Honorarprofessor an der Tongji-Universität Shanghai und als Gastprofessor an der Southwest Jiaotong University im chinesischen Chengdu. Heute ist Gutzmer beratend tätig und unter anderem Vorstandsvorsitzender der FVV e.V., die sich mit der Grundlagenforschung zu zukünftigen Antriebsystemen beschäftigt „Science for a moving society“.

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