AvD Pannenstatistik 2022
Auch zu Beginn dieses Jahres legt der Automobilclub von Deutschland (AvD) für das zurückliegende Kalenderjahr seine Pannenstatistik vor.
- Trend: Anteil der Schäden an Fahrwerk, Bremsen und Lenkung wächst
- Wenige einfache Wartungshandgriffe helfen Pannen wirksam vorzubeugen
- AvD Notrufzentrale hilft Mitgliedern an 365 Tagen rund um die Uhr
Auch zu Beginn dieses Jahres legt der Automobilclub von Deutschland (AvD) für das zurückliegende Kalenderjahr seine Pannenstatistik vor und hat jene Bauteilgruppen identifiziert, die am häufigsten Ursache für die Kontaktaufnahme mit der AvD Notrufzentrale waren. Auf den ersten Blick erscheinen die Veränderungen nicht gravierend: Wie in den Vorjahren zeigen Fahrzeugteile aus der Baugruppe „Elektrik, Ladestrom, Zündung“ die größte Anfälligkeit für Defekte. Mit einem Anteil von 43,75 Prozent lagen sie auch 2022 mit deutlichem Abstand auf Platz eins – trotz eines Rückgangs von 2,15 Prozentpunkten gegenüber 2021. Auf Platz zwei folgt die Baugruppe „Lenkung, Fahrwerk, Bremsen“ mit einem Anteil von 19,71 Prozent, was einem Anstieg von 1,21 Prozentpunkten gegenüber 2021 entspricht. Die Kategorie „Motor und Abgasanlage“ belegt mit 15,73 Prozent (+ 0,83 Prozentpunkte) den dritten Rang.
Die Betrachtung der vergangenen drei Jahre zeigt indes einen denkwürdigen Trend: Während der Anteil der Gruppe „Elektrik, Ladestrom, Zündung“ als Pannenursache lediglich um 0,56 Prozentpunkte wuchs, fiel die Zunahme bei den beiden anderen Baugruppen deutlicher aus. Die auf Platz zwei liegende Gruppe „Lenkung, Fahrwerk, Bremsen“ legte um immerhin 3,01 Prozentpunkte zu, die Gruppe „Motor und Abgasanlage“ um 2,27 Prozentpunkte. Der steigende Anteil dieser beiden Baugruppen an den für Fahrzeugausfälle ursächlichen Fahrzeugteilen erklärt sich nicht allein durch ein zunehmendes Durchschnittsalter des deutschen Fahrzeugbestandes. Es drängt sich auch der Eindruck auf, dass die Herstellungskosten auch mittels „optimierter“ Qualitätsanforderungen an die verwendeten Teile gesenkt wurden.
Unter dem Strich waren die drei genannten Ursachengruppen für rund 80 Prozent aller im Jahr 2022 geleisteten Pannendiensteinsätze verantwortlich.
Die Elektrik bleibt größte Schwachstelle bei Personenwagen
Augenscheinlich bewegt sich der Anteil der Elektrik als Pannenursache über die vergangenen Jahre hinweg stets im Bereich von rund 44 Prozent. Die auftretenden Schwankungen sind eher als statistisches Grundrauschen zu interpretieren und deuten nicht auf eine echte Veränderung hin. Auch zeigt sich, dass die immer umfangreichere und komplexere Bordelektrik in der Statistik keineswegs zu einer erhöhten Pannenanfälligkeit der Fahrzeuge geführt hat. Dabei spielt aber sicherlich eine Rolle, dass Defekte an den meisten elektrischen Komfortfeatures wie Fensterheber, Sitzverstellung, Regensensor etc. in der Regel nicht zu einer Autopanne führen. So sind es in der Pannenstatistik des AvD zumeist Starterbatterien sowie die in den Antrieb integrierten Hochvolt-Speicher – z. B. bei Fahrzeugen mit Hybrid-Systemen oder auch rein elektrischem Antrieb –, die für Fahrzeugpannen ursächlich sind.
Vor diesem Hintergrund rät der AvD insbesondere den „Laternenparkern“, die Ladungsstärke der Starterbatterie zumindest während des Winterhalbjahrs alle zwei bis drei Monate messen zu lassen und schwächelnde Stromspeicher frühzeitig auszutauschen. Tipp: Beim Nachkauf einer Batterie möglichst den Ladezustand schon im Geschäft vom Verkäufer überprüfen lassen. So können Autobesitzer sichergehen, einen leistungsfähigen Stromspeicher zu bekommen. Denn ein hoher Ladezustand bildet die wichtigste Grundlage für eine lange Lebensdauer des Akkus. Zudem hilft eine gute Pflege der Batterie, deren Lebensdauer deutlich über die vielfach angegebene Zeitspanne von vier bis fünf Jahren hinaus zu verlängern.
Fahrwerk, Lenkung, Reifen: Reifendruck und –zustand im Blick behalten
Einen Anstieg verzeichnet auch die Pannenursachengruppe „Fahrwerk, Lenkung, Bremsen“, die im Jahr 2022 erneut zulegte (+1,21 Prozentpunkte) – nachdem ihr Anteil im Jahr 2021 bereits um 1,83 Prozentpunkte gestiegen war. Als wichtiger Einflussfaktor erwiesen sich auch hier die Autoreifen. Schäden daran werden nicht nur durch Fremdkörper auf der Straße, wie z. B. Schrauben oder Nägel ausgelöst, sie entstehen auch durch das Fahren mit dauerhaft zu niedrigem Reifenluftdruck. Hinzukommen Defekte an Felgen bzw. Rädern als Folge eines zu schnellen Überfahrens einer Bordsteinkante. Beschädigungen, die bei derartigen Manövern entstehen, sind mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, können aber im Laufe der Zeit erhebliche Defekte nach sich ziehen.
Schadhafte Reifen und Räder erhöhen außerdem den Verschleiß der Buchsen von Fahrwerk und Lenkung. Die Folgen sind vorzeitige Alterung bis hin zum Ausschlagen der Lager. Absolute Ausnahmen unter den Pannengründen sind hingegen Bruchstellen an Stahl- und Eisengussteilen wie etwa Lenkstangen oder Federn. Mehr Ärger machen Luftfedersysteme, die beispielsweise bei Kombis der oberen Mittel- und der Oberklasse an der Hinterachse verbaut werden. Deren Federbälge werden mit den Jahren porös und können den Luftdruck immer weniger im Federelement speichern. Zwar hält der zum System gehörende Kompressor in der ersten Zeit noch tapfer dagegen, doch bereits bei der nächsten Fahrt mit voller Zuladung kann das System kollabieren. Die Federwirkung ist dahin und das Auto geht „auf Block“.
Motor und Abgasanlage: Kurzstrecken sind das reinste Gift
Mit einem Anteil von 15,73 Prozent rangiert die Ursachengruppe „Motor und Abgasanlage“ erneut auf dem dritten Platz der häufigsten Pannenursachen 2022. Auch sie legte gegenüber 2021 nochmals um 0,83 Prozentpunkte zu, nach einem Plus von 1,46 Prozentpunkten im Vorjahr. Seit 2020 ist auch in dieser Kategorie ein deutlicher Anstieg um 2,27 Prozentpunkte zu verzeichnen. Die Gründe für Fehlfunktionen, die zum Liegenbleiben von Fahrzeugen führten, sind allerdings nicht allein in der bisweilen sensiblen Technik begründet, sondern in vielen Fällen ebenso auf einen unsachgemäßen Umgang mit dem Fahrzeug zurückzuführen. Das Gute daran: Da menschengemacht, lassen sich diese Pannen durch etwas Umsicht leicht vermeiden.
Es ist ratsam, bei jedem zweiten bis dritten Tankstopp den Motorölstand zu kontrollieren und im Bedarfsfall den Füllstand zu korrigieren. Auch sollten die im Wartungsplan des Fahrzeugs vorgesehenen Inspektionen und Arbeiten, wie der Austausch des Zahnriemens nicht ignoriert werden. Aber auch häufige Kurzstreckenfahrten können zu Schäden an Motor und Auspuffanlage führen. Gerade bei Autos mit Dieselmotor und Partikelfilter (DPF) können daraus Probleme entstehen, weil der Filter die für die Regeneration erforderlichen Temperaturbereiche nicht erreicht und sich zusetzt. Die Abgase können nicht mehr entweichen und der Motor „erstickt“ an seinem eigenen Abgas.
In einigen Fällen war der Ausgangspunkt für die motorischen Probleme eine falsche Betankung des Fahrzeugs. Da eine gründliche Reinigung des Kraftstoffsystems und der Brennräume in der Regel mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden ist, konnten die AvD Pannenhelfer die Havaristen in solchen Fällen nicht ambulant vor Ort wieder flott machen, sondern mussten sie zunächst in eine Fachwerkstatt abschleppen.
Mit einfachen Handgriffen die Gefahr von Pannen vermeiden
Neben den statistischen Häufigkeiten der einzelnen Ursachengruppe für Pannen haben die Auswertungen des AvD für 2022 erneut gezeigt, dass in den meisten Fällen wenige einfache Handgriffe den betroffenen Autofahrern hätten helfen können, eine Panne zu vermeiden. So lässt sich bereits mit einem regelmäßigen, kurzen Blick auf Ölstand und Kühlflüssigkeit wirksam einer ganzen Reihe von Problemen vorbeugen.
Von zentraler Bedeutung für die Fahrsicherheit sind die Reifen. Schließlich sind ausschließlich sie es, die den Kontakt zwischen Auto und Fahrbahn herstellen und Antriebs- wie Lenkkräfte auf die Straße übertragen. Da die Reifen die Luftmenge, die für den Luftdruck entscheidend ist, nicht über einen längeren Zeitraum konstant halten können, lässt der Reifenluftdruck nach einiger Zeit nach. Das liegt an den Schwankungen des Umgebungsluftdrucks sowie an Temperaturveränderungen. Letztere entstehen nicht nur durch Wetterveränderungen oder den Tag-Nacht-Wechsel, sondern auch beim Fahren durch sich im Reifen mitunter erheblich erwärmende Luft. Aus diesem Grund ist es dringend angeraten, regelmäßig sowohl den Luftdruck der Reifen, aber auch ihren Zustand (Profiltiefe, erkennbare Beschädigungen) zu prüfen. Die Folgen von zu geringem Reifenluftdruck können dramatisch ausfallen und das Leben aller Insassen gefährden.
AvD Tipp: Die Angaben zum optimalen Reifendruck des jeweiligen Autos finden sich als Aufkleber auf der Innenseite des Tankdeckels oder im Rahmen der Fahrertür. Die ausreichende Profiltiefe lässt sich mit einer Ein-Euro-Münze kontrollieren. Verschwindet der goldene Rand vollständig im Reifen, ist noch ausreichend Profil vorhanden.
Nichts für die leichte Schulter: leuchtende Kontrollleuchten
Für den Fall, dass im Armaturenbrett eine Kontrollleuchte aufleuchtet oder der Bordcomputer des Autos einen Fehler meldet, sollten Autofahrer und Autofahrerinnen dies unbedingt ernst nehmen. Der AvD rät, in solchen Fällen unverzüglich anzuhalten und im Bordbuch des Fahrzeugs nachzuschlagen, auf welchen Defekt die Warnleuchte hinweist. Hier finden sich auch Empfehlungen, welche Maßnahmen im jeweiligen Fall ergriffen werden sollten und ob eine Weiterfahrt möglich ist.
Doch ganz egal, ob ein technischer Fehler vorliegt oder ein menschliches Fehlverhalten zu einem Fahrzeugausfall führt, AvD Mitglieder können im Pannenfall einfach und bequem die Hilfe ihres AvD in Anspruch nehmen. Die hauseigene AvD Notrufzentrale mit ihrem kompetenten Team ist an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden täglich telefonisch erreichbar – national unter 0800 9909909 und aus dem Ausland unter 0049 69 6606-600.
Veröffentlicht am 22.02.2023 in Rund ums Auto.