
Wildunfälle sind für Autofahrer eine Gefahr
Der AvD warnt anlässlich der längeren Dämmerungsphasen und länger andauernden Dunkelheit die Verkehrsteilnehmer vor der Gefahr von Wildunfällen.
- AvD: So verhält man sich richtig
- Wildwechsel sind nicht nur im Herbst ein Problem
- AvD: Teilkasko zahlt nicht nur bei direktem Zusammenstoß mit dem Wild
Im Oktober verkürzen sich der Jahreszeit entsprechend die Zeiten mit Tageslicht. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) warnt anlässlich der längeren Dämmerungsphasen und länger andauernden Dunkelheit die Verkehrsteilnehmer vor der Gefahr von Wildunfällen. 2022 gab es 265.000 registrierte Wildunfälle auf deutschen Straßen bei rund 2,1 Millionen Unfällen mit Sachschaden insgesamt. Leider sind auch rund 2.600 Personen bei ca. 2.300 Wildunfällen zu Schaden gekommen. Autofahrer sind also einem nicht zu vernachlässigendem Risiko von einem Schadeneintritt ausgesetzt. Die Zahlungen der Versicherer in Höhe von zusammen 950 Millionen Euro im Zuge der Regulierungen sprechen ebenfalls für ein beständiges Problem für die Verkehrssicherheit.
Die Gefahr eines Zusammenstoßes mit Wild ist nach den Statistiken im Jahresverlauf ungleich verteilt. Am größten ist sie danach nicht nur in den Herbstmonaten, sondern auch in den Monaten April und Mai. Festzuhalten ist weiter, dass die Fallzahlen über die Jahre nicht zurückgehen. Der AvD ruft dazu auf, sich entsprechend anzupassen und die erforderliche Vorsicht walten zu lassen. Gefährliche Begegnungen mit Tieren, die festen Verhaltensroutinen folgen, lassen sich vermeiden.
Die im Herbst früher einsetzende Dämmerung beeinträchtigen die Sicht geraden in den Zeiträumen des Berufsverkehrs morgens und abends. Vor allem an den frühen Stunden zwischen 6 und 8 Uhr sind viele Wildtiere aktiv. Die Gefahr, Wildtiere vor sich auf der Straße zu haben, betrifft nicht nur Landstraßen entlang von Wiesen, Feldern und Waldgebieten. Auch städtischen Ballungsräume werden mittlerweile besiedelt. Vor allem Wildschweine trifft man durchaus auch in Wohngebieten an, die in der Nähe von Grünanlagen oder Parks liegen.
Der Zusammenprall mit Wild ist hoch gefährlich
Die Wucht eines Aufpralls eines fahrenden Autos mit einem Wildtier ist enorm. Die dabei freigesetzte Energie, steigt in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit exponentiell. Bei Tempo 60 werden aus etwa 20 Kilogramm Gewicht eines Rehbocks bei Kollision mit einem Auto rund 800 Kilogramm. Die sich entfaltende Zerstörungskraft ist erheblich. Dass Reh-, Dam- und Rotwild infolge des Zusammenstoßes häufig auf der Motorhaube aufschlagen, liegt an den langen Beinen der Tiere. Von dort rutscht der Körper nahezu ungebremst in die Windschutzscheibe und durchschlägt sie. Auf eine so hohe Druckeinwirkung ist das Verbundglas nicht ausgelegt. Wegen der bewegten Masse kann das Tier bis auf die Rückbank oder den Kofferraum rutschen. Die Folgen für Insassen sind in solchen Fällen erheblich.
Der AvD gibt Tipps, um das Risiko eines Wildunfalls zu vermindern. Verkehrsteilnehmer sollten, nicht nur in den kommenden Wochen, folgende Tipps beherzigen:
- Warnschilder immer beachten. Sie werden dort aufgestellt, wo erfahrungsgemäß Wildwechsel stattfinden. Also nicht nur in Waldgebieten. Waldnahe Felder und Wiesen erfordern ebenfalls hohe Aufmerksamkeit von den Fahrern. Auf Straßen entlang von städtischen Grünanlagen ist ebenfalls mit Wildtieren zu rechnen.
- Durch eingeschränkte Sicht wegen Dunkelheit, während der Morgen- und Abenddämmerung, aber auch bei Nebel herrscht große Gefahr und erfordert höchste Aufmerksamkeit beim Fahren.
- Vertraute Pfade behalten Tiere auch dann noch bei, wenn neue Straßen darüber gebaut wurden. Auch hier besteht ein Risiko für unerwünschte Begegnungen.
- Nicht nur die Bereiche rechts neben der Fahrbahn im Auge behalten. Wild kommt im Zweifel von beiden Seiten auf die Straße.
- Der AvD rät: Immer die Geschwindigkeit und Fahrweise den Sicht- und Witterungsverhältnissen anpassen. Die Geschwindigkeit so wählen, dass innerhalb der von den Scheinwerfern ausgeleuchteten Strecke gestoppt werden kann. Das schreibt schon die Straßenverkehrs-Ordnung vor.
- Bremsen und hupen, wenn Rehe oder Wildschweine am Straßenrand auftauchen. Tiere lassen sich so verscheuchen. Achtung: Wildlebende Tiere queren selten allein. Mit Rotten oder Rudeln ist zu rechnen. Auf Nachzügler achten, wenn eine Gruppe bereits vor einem von einer Straßenseite auf die andere gewechselt hat.
- Fernlicht bei Dunkelheit immer dann einschalten, wenn der Gegenverkehr nicht geblendet wird. Erkennt man helle Punkte im Seitenbereich der Fahrbahn, sofort abblenden. Das können Tieraugen sein, sie reflektieren das Licht. Man beugt dadurch der erwartbaren Reaktion der Tiere vor, dass Rehe und anderes Wild instinktiv auf die Lichtquelle zulaufen oder auf der Fahrbahn stehen bleiben.
- Immer versuchen, Kontrolle über das Auto zu behalten. Ausweichmanöver und Schreckreaktionen am Steuer möglichst vermeiden. Die Gefahr für sich selbst, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer ist sonst unkalkulierbar.
- Ist der Zusammenstoß nicht abwendbar, stark abbremsen und das Lenkrad gerade halten. Dadurch kann man die Geschwindigkeit des Anpralls vermindern. Der Aufbau des Vorderwagens mit seiner Knautschzone kann die Insassen durch die dann geringere Wucht besser schützen.
Verhalten nach einem Wildunfall
Ist der Unfall passiert, sofort anhalten, Licht anlassen, Warnblinker einschalten, Warnweste überziehen und die Unfallstelle absichern. Warndreieck in mindestens 100 Meter Entfernung aufstellen. Sind Personen verletzt, ihnen helfen und einen Notruf absetzen (Notruf: 112; Polizei: 110).
Bitte angefahrenes Wild auf der Straße oder am Fahrbahnrand nicht anfassen – es besteht Tollwutgefahr. Zuständig für das Bergen eines Wildtieres sind Förster oder Jagdpächter. Neben der Polizei später auch den Förster informieren. Bei weglaufenden verletzten Tieren sich die Bewegungsrichtung merken. Je nach Umständen und Beleuchtungsverhältnissen, Fotos von der Unfallstelle und dem Tier machen. Auch Spuren am Fahrzeug (Blut, Haare an der Stoßstange), unbedingt fotografisch dokumentieren. Der AvD rät, auf keinen Fall Unfallspuren vor Ende der Unfallaufnahme zu beseitigen.
Mitglieder des Automobilclubs von Deutschland (AvD) können sich bei Schäden mit ihrer AvD Notrufzentrale in Verbindung setzen, auch per App.
Wildschäden sind in der Teilkasko versichert
Wer eine Teilkasko abgeschlossen hat, kann Schäden am Auto bei einer Kollision mit „Haarwild“ ersetzt bekommen. „Haarwild" sind laut Definition in den Versicherungsbedingungen Rehe, Wildschweine, Hirsche, Füchse, Hasen, nicht aber Vögel. Je nach Versicherungsunternehmen fallen auch Unfälle mit Wirbeltieren in den Schutzbereich. Lässt sich nach dem Studieren der Unterlagen der Umfang des Schutzes nicht klären, ist beim eigenen Versicherer anzufragen. Viele Versicherer verlangen die Vorlage einer Wildunfallbescheinigung. Solche Bescheinigungen stellen Förster bzw. Jagdpächter oder die Polizei aus.
Der AvD macht darauf aufmerksam, dass Schäden auch dann ersetzt werden müssen, wenn kein Kontakt mit einem Wildtier vorlag. Wird dem Tier auf der Straße ausgewichen, ohne dass es berührt wird, und kommt man dabei von der Fahrbahn ab oder das Auto kollidiert mit einem Baum, kann für die Sachschäden die Teilkasko in Anspruch genommen werden.
Tipp: Vor Ort Namen und Adressen von Insassen und anderen Helfern notieren, da Wildspuren am Fahrzeug ja nicht vorhanden sind. Nur über Aussagen von Augenzeugen ist in dem Fall die Schadensursache zu dokumentieren. Dass die Beschädigungen durch ein Ausweichen vor dem Wild entstanden ist, muss der Versicherungsnehmer beweisen.
Die Rechtsprechung billigt dem Geschädigten auch dann Ersatz zu, wenn das Ausweichen vor einem Kleintier, etwa einem Fuchs, in einem Unfall mündet. Auch dann muss der Versicherer zahlen. Allerdings ist die Versicherung in dem Fall berechtigt, Ansprüche von Geschädigten zu kürzen. Kommt es bei deren Durchsetzung gegenüber der Versicherung zu Problemen, ist aufgrund der oftmals komplexen Rechtslage anwaltliche Unterstützung angeraten. AvD Mitglieder können sich in solchen Fällen unkompliziert an einen AvD Vertrauensrechtsanwalt wenden. Der Kontakt erfolgt über den AvD Mitgliederservice unter 069 6606800 oder per E-Mail an recht@avd.de.
Veröffentlicht am 17.10.2023 in Rund ums Auto.
Welche Mitgliedschaft passt am besten zu mir?


