Held der Straße - Lkw-Fahrer stoppt führerloses Muldenfahrzeug auf der Autobahn

Die erste Fahrt des Tages führte Stefan Erdmann mit seinem Lkw am 21. November 2022 durch den morgendlichen Berufsverkehr nach Dortmund. Kurz vor der Autobahnausfahrt Lahe entdeckt er vor sich ein Muldenfahrzeug, das langsam und unkontrolliert über die Spuren schlingert. Schlussendlich wird es von einer der Leitplanken „aufgefangen“ und rollt an dieser entlang weiter. Der 55-Jährige reagiert sofort, eilt zur Hilfe und stoppt den Laster. Für diesen mutigen Einsatz verleiht der Automobilclub von Deutschland (AvD) Stefan Erdmann nun die Auszeichnung „Held der Straße des Monats Februar“.

Zum Wochenstart ist Stefan Erdmann mit seinem MAN TGS 26.360, beladen mit einem Radlader und verschiedenen Kleinsachen, auf dem Weg zu einer Baustelle in Dortmund. Er ist gerade erst losgefahren. Auf der Autobahn 2 herrscht an diesem Montagmorgen hohes Verkehrsaufkommen, weiter vorne zeichnet sich ein Stau ab. Aus dem Augenwinkel bemerkt der Lkw-Fahrer, wie ein Muldenfahrzeug plötzlich von der Fahrspur abkommt und auf die Mittelleitplanke trifft. In der Folge prallt das schwere Gefährt von dort ab und rollt über alle Fahrbahnen zurück, erwischt dabei einen anderen Sattelzug am Heck und schiebt sich schließlich in die äußere Begrenzung.

„Glück im Unglück war, dass in dem Moment alle nur mit gemäßigter Geschwindigkeit vorankamen“, beschreibt Stefan Erdmann die Situation kurz vor 8 Uhr morgens und ergänzt: „Ich konnte das alles beobachten und habe gemerkt, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer vorbeirollen und keiner anhält.“

Der 55-Jährige zögert keine Sekunde und beschließt selbst aktiv zu werden: Er lenkt seinen Lkw mittig über zwei Spuren, als Sperre für den nachfolgenden Verkehr und stellt ihn mit angeschalteter Warnblinkanlage ab. Dann läuft er zu dem noch immer langsam weiterrollenden Fahrzeug und überlegt, wie er am besten ins Fahrerhaus gelangen kann: „Durch das Touchieren der Leitplanken waren keinerlei Trittstufen mehr vorhanden, alles war weggerissen“, beschreibt der Ersthelfer den ersten Moment vor Ort. Stefan Erdmann schafft es dann aber, sich selbst hochzuziehen und die Türe zu öffnen. Er erblickt den Fahrer, der seitlich weggekippt ist und greift umgehend über ihn zur Feststellbremse. Als er diese betätigt, stoppt das Muldenfahrzeug seine „Geisterfahrt“, kommt sicher zum Stehen. Stefan Erdmann schaltet danach alles komplett aus.

Dann widmet er sich seinem Kollegen, der zu diesem Zeitpunkt noch immer völlig weggetreten und nicht ansprechbar ist. Ein anderer Autofahrer hält an und Stefan Erdmann bittet ihn, die Rettungskräfte zu alarmieren. Er selbst richtet den regungslosen Lkw-Lenker in seinem Sitz auf und bleibt an seiner Seite. Nach und nach kommt der Fahrer wieder zu sich und signalisiert, dass er gerne aufstehen und aussteigen möchte. Der Ersthelfer wirkt weiter beruhigend auf den Verunglückten ein und bemüht sich, ihn zu überzeugen, dass er sitzen bleiben soll, bis die Einsatzkräfte da sind. Diese treffen kurze Zeit später ein, übernehmen und fahren den Verletzten für weitere Untersuchungen und zur Behandlung in ein umliegendes Krankenhaus.

„Als die Rettungskräfte da waren, das Muldenfahrzeug abgeholt wurde und die Polizei alle Angaben aufgenommen hatte, habe ich mich wieder auf den Weg zur Baustelle gemacht. Die warteten da schon auf mich“, schildert Stefan Erdmann und ergänzt: „Erst nach einiger Zeit ist mir so richtig bewusst geworden, was da gerade passiert war.“ Und als der Ersthelfer am Abend zu Hause noch einmal über seinen Tag und das Geschehene nachdenkt, fällt ihm seine Dashcam ein. Er holt sie und lässt die Bilder auf sich wirken. Deutlich sieht man das Schlingern des Lastwagens und die schlussendlich beginnende Schräglage im Stillstand. „Durch den vielen Regen war der Bereich um die Leitplanke vermutlich ziemlich aufgeweicht. Zudem sind an dieser Stelle nur einfache Schutzplanken verbaut. Der Muldenkipper hatte sich schon ziemlich zur Seite geneigt, was man aber erst im Nachhinein so richtig erkennen konnte“, beschreibt Stefan Erdmann die Situation am Morgen. Er übergibt das Videomaterial an die Polizei für die Rekonstruktion des Unfallhergangs. Dank seines schnellen Handelns hat Stefan Erdmann nicht nur den Lkw-Lenker vor Schlimmerem bewahrt, sondern auch umgehend wieder mehr Sicherheit für alle anderen Verkehrsteilnehmer hergestellt.

Für seine beherzte, umsichtige und zügige Reaktion zeichnet der Automobilclub von Deutschland (AvD) Stefan Erdmann als „Held der Straße des Monats Februar“ aus. Der AvD sucht jeden Monat mutige Heldinnen und Helden, die in Notsituationen durch ihr vorbildhaftes Verhalten andere Verkehrsteilnehmer vor Schlimmerem bewahrt haben. Unterstützt wird die Aktion von der Zeitschrift AUTO Straßenverkehr.